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Humanitäre Cuba Hilfe e.V.  
Medizinische Hilfslieferungen, humanitäre, kulturelle und politische Projekte, Informationsarbeit

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HCH: Humanitäre Cuba Hilfe
- ein Stück menschlicher Solidarität jenseits politischen Kalküls und ideologischer Starre, Begegnungen zwischen Menschen -


Cubanischer Oldtimer Cubanische Kinder spielen Schach Trombonespieler auf Cuba Cubanische Hausansicht Aufforderung das Embargo zu stoppen


Desinformationskampagne gegen Cuba

Ein Artikel in der FAZ und ein Artikel im Deutschen Ärtzteblatt führten zu zahlreichen Leserbriefen, welche die Berichterstattung kritisierten. Lesen Sie selbst ...

 

Der Artikel der FAZ



Artikel aus der Frankfurter Rundschau:

KUBA
Sextouristen füllen Castros Kasse auf
Als Reiseziel lockt die karibische Insel viele Deutsche an. Das Regime freut sich über ihre devisenträchtigen Urlaubskassen. Das ärgert Menschenrechtler.
VON SABINE HAMACHER (FRANKFURT A.M.)


Wer sich an den Stränden Kubas in der Sonne aalt, trägt wesentlich dazu bei, dass sich das menschenverachtende Regime von Fidel Castro an der Macht halten kann: So zugespitzt lautet die These der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Den Deutschen komme dabei eine besondere Verantwortung zu, weil sie nach den Kanadiern die meisten Urlauber in dem Inselstaat stellten. Anlass für die IGFM, eine Kampagne zu starten. Informationsblätter, verteilt auf Flughäfen und in Reisebüros, sollen das Bewusstsein der Reisenden schärfen.
"Die Einnahmen aus dem Tourismus, fast zwei Milliarden US-Dollar im Jahr, kommen vorrangig dem kubanischen Militär und damit der Regierung zugute", berichtet die Exil-Kubanerin Laida Carro, Vorsitzende der Coalition of Cuban-American Women. Das Militär verdient an den Urlaubern, laut einem Bericht von Pax Christi International, auf direktem Weg als Mitbesitzer teurer Hotels, sowie indirekt durch Beteiligungen an Firmen, die die Tourismusindustrie aufbauen. An der Bevölkerung läuft das Geschäft hingegen vorbei; den Kubanern sei es sogar verwehrt, sich an den eigenen Stränden zu sonnen, weil diese den Hotels gehören.
"Der gewöhnliche Urlauber weiß das alles gar nicht", beklagt Carro am Dienstag im FR-Gespräch in Frankfurt am Main. Das soll die Kampagne "Bewusst reisen" nun ändern, für die Carro mit der IGFM zusammenarbeitet. Vor allem der boomende Sextourismus sei der Regierung Castro mehr als recht - insbesondere seit die Geldquelle Sowjetunion nach deren Zusammenbruch versiegt ist. Offiziell wies Castro jüngst empört die Vorwürfe von US-Präsident George W. Bush zurück, seine Regierung fördere den Sextourismus auf der Karibikinsel. "Dies sind unbeschreibliche und grobe Verleumdungen", sagte der Diktator und beschimpfte Bush als "Alkoholiker und Analphabeten".
Doch laut Protection Project, einer Bürgerrechtsorganisation der Johns Hopkins Universität, ist Kuba inzwischen für Pädophile und Sextouristen das attraktivste Ziel, noch vor Südostasien. Die Presse habe über ausländische Urlauber berichtet, die nach Kindern unter 14 Jahre verlangt hätten. Wegen der Armut in Kuba ist das Angebot an Partnern für bezahlten Sex groß. Generell, erklärt Carro, seien Sextouristen besonders spendabel und besonders unkritisch gegenüber den politischen Missständen im Land.
Die IGFM rät aber nicht pauschal ab vom Kuba-Urlaub. Wer persönlich mit Kubanern über ihre Lage reden wolle, könne einen wertvollen Beitrag für die Menschenrechte leisten. Für Interessierte habe man Tipps, "wie man auf der Insel zum Beispiel für Meinungsfreiheit eintreten kann, ohne andere und sich selbst zu gefährden". So würden die Menschenrechtsverletzungen des seit fast 45 Jahren regierenden Regimes nicht einfach ignoriert.
Carro und ihre Mitstreiter stehen in ständigem Kontakt zu Menschenrechtsaktivisten in Kuba. Viele sitzen seit Jahren unter elenden Bedingungen im Gefängnis, oft sind sie psychisch oder physisch krank. Ein unzensiertes Bild von den üblen Zuständen in ihrer Heimat, die sie vor mehr als 40 Jahren verlassen hat, bekommt Carro von den Flüchtlingen, die täglich in Florida ankommen und " ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, um Kuba zu verlassen."
www.igfm.de

 

Leserbriefe zu diesem Artikel in der FAZ


KUBA
Warnung an Pädophile

Lesermeinung zu Sextouristen füllen Castros Kasse auf (FR S. 1 vom 8. September)

Da der größte Teil meiner kubanischen Familie in Havanna lebt (andere kubanische Angehörige wohnen in Miami/Florida und in Hamburg) danke ich der Frankfurter Rundschau dafür, dass sie meiner zweiten Heimat einen Vierspalter auf der ersten Seite widmet. Durch diesen Artikel erfahren Ihre Leser von skandalösen Missständen, die mir - trotz zahlreicher Aufenthalte in den letzten 25 Jahren - bisher verborgen geblieben waren.
So informiert ihre Autorin darüber, dass es Kubanern verwehrt ist, "sich an den eigenen Stränden zu sonnen". Das war mir neu. Vermutlich sind die unzähligen kubanischen Familien, die an Wochenenden die Strände bevölkern, geschickt getarnte Armeeangehörige. Ihr Artikel klärt darüber auf, dass vor allem das Militär vom Tourismus profitiert, während das "Geschäft an der Bevölkerung vorbeiläuft". Die zigtausend Beschäftigten in Hotels, Freizeiteinrichtungen, Einkaufszentren, Reisebüros, Busunternehmen und Taxi-Ketten, denen die Branche Jobs und Familieneinkommen sichert, kann man ruhig vernachlässigen. Und die vielen spielenden Kinder, von denen ich naiv annahm, sie würden ihre schulfreie Zeit genießen, sind für "das menschenverachtende Regime von Fidel Castro" (FR-Zitat) in Wahrheit offenbar nur ein Mittel, um Heerscharen pädophiler Sextouristen ins Land zu locken, um sie gegen Dollars zu versorgen.
Spätestens bei der Darstellung dieser für viele Entwicklungsländer bedrückenden Probleme hätte Ihrer ansonsten sehr geschätzten Zeitung ein wenig Recherche gut getan.
Sozialpolitische Programme
Wie kein anderes Entwicklungsland versucht Kuba seit Jahren mit einer Vielzahl von pädagogischen und sozialpolitischen Programmen der in allen Ländern der "Dritten Welt" zunehmenden Prostitution entgegenzuwirken. Nicht ohne Erfolg: Bei annähernd gleicher Einwohnerzahl gibt es in Havanna deutlich weniger Prostituierte als in meiner Heimatstadt Hamburg. Pädophile, die sich möglicherweise zu einem "Abenteuer-Urlaub" auf Kuba ermuntert sehen, seien ausdrücklich gewarnt: Schon der Versuch des Kindesmissbrauchs wird dort verfolgt und auf das Schärfste bestraft. Die Chance, unentdeckt zu bleiben ist - dank der in vielen Hotels ausliegenden Warnungen und geschulten Personals - äußerst gering.
Urlaubern, die sich erholen und vielleicht auch informieren möchten, kann ich nur ermuntern, sich ein eigenes Bild von Land und Leuten zu machen. Die Widersprüchlichkeiten eines Entwicklungslandes, das nach über 40 Jahren erdrückender Wirtschaftsblockade noch immer versucht, ein soziales System aufrecht zu erhalten, das Rentenansprüche für Arbeitnehmer und Sozialhilfeleistungen für Bedürftige, kostenlose Bildung und Gesundheitsversorgung für alle Bürger sowie kulturelle und sportliche Entfaltungsmöglichkeiten für alle Bevölkerungsteile garantiert, hat eine differenziertere Betrachtung verdient.
Übrigens: Meine kubanischen Verwandten, die jetzt in Miami leben, haben nicht "ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um Kuba zu verlassen". Da sie zu den wenigen Kubanern gehören, denen die USA (entgegen anders lautender Vereinbarungen) eine Einreiseerlaubnis erteilt haben, sind sie bei ihrer Übersiedlung mit der regulären Maschine von Havanna nach Miami geflogen. Von kubanischer Seite gab es dabei keinerlei Probleme.
PS. Wie Sie eventuell Ihrem Archiv entnehmen können hat Präsident George Bush am 6. Mai 2004 die Ergebnisse einer von Außenminister Colin Powell geleiteten "Kommission für ein freies Kuba" bekannt gegeben und eine Reihe von Maßnahmen zu dessen Destabilisierung angekündigt. Zu den weltweiten Aktivitäten, die im 1. Kapitel des 450 Seiten langen Powell-Berichts beschrieben werden, gehören unter anderem (Punkt 12): "Aktionen in Drittländern, um den Tourismus nach Kuba zu destimulieren."

Volker Hermdorf, Hamburg


Kubas Vorzüge
Zu: Sextouristen füllen Castros Kasse auf (FR Nachrichten vom 8. September)

Als oftmaliger Besucher in Kuba finde ich ihren Artikel empörend. Von welchem Kuba fantasieren sie da? Prostitution und Sextourismus gibt es leider auch auf Kuba, aber im Vergleich zu anderen Ländern z.B. der Dominikanischen Republik auf einem wesentlich niedrigeren Niveau. Von den Tourismuseinnahmen profitiert Castro, in dem er seinem Volk ein Gesundheitssystem finanzieren kann, das das Beste in ganz Lateinamerika ist. Die Dominikanische Republik hat eine sechsmal höhere Kindersterblichkeit und eine zehn Jahre geringere Lebenserwartung als Kuba, das in diesen Indikatoren die führende Position in Lateinamerika einnimmt (Quelle: Spiegel Jahrbuch 2004). Deshalb auch meine Bitte. Reisen Sie bewusst. Wenn sie nicht wollen, dass Ihr Geld bei den großen transnationalen Konzernen landet, sondern einem solidarischen Gesellschaftssystem zu gute kommt, bei dem die gesamte Bevölkerung davon profitiert, dann reisen sie nach Kuba.

Lothar Wannhoff, Dormagen



Dorn im Auge der USA


Als ich im Mai für 14 Tage mit dem Auto auf eigene Faust durch Kuba fuhr, muss ich in einem anderen Land gewesen sein als dem, das die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGfM) in dem Artikel der FR schildert. Keinem Kubaner war es verwehrt, an den Stränden von Varadero, Cienfuegos, Trinidad oder Playa del Este zu baden. An allen Touristenzielen waren auch viele Einheimische zu finden. Nicht nur in den Hotels, sondern auch in den von Kubanern frequentierten Bars und Cafés flimmerte CNN (auf spanisch) über den Bildschirm. Die Dollars, die wir in den kleinen privat geführten Restaurants bezahlten, als Trinkgeld für Zimmermädchen hinterließen oder den - meist selbst ernannten - Parkwächtern gaben, wurden von den Kubanern offensichtlich selbst wieder in den vielen Dollarläden ausgegeben.
Die sicherlich vorhandene Armut - insbesondere in den ländlichen Gebieten - war deutlich geringer als in anderen lateinamerikanischen Staaten. Man fühlte sich zu jeder Tages- und Nachtzeit sicher, und dass das Gesundheits- und Erziehungswesen auf Kuba besser ist als sonst in der Dritten Welt, dürfte sich allgemein herumgesprochen haben. Was soll also das Horrorgemälde von Sextourismus und einem "menschenverachtenden Regime", das die IFGM ausbreitet?
Natürlich ist es den USA ein Dorn im Auge, dass sich das Castro-Regime nach dem Zerfall des Ostblocks mittels einer weit verbreiteten und nicht zuletzt auch von Touristen gespeisten Dollar-Wirtschaft quasi am eigenen Schopf aus dem drohenden Staatsbankrott gezogen hat. Das strikte Verbot des Handels mit Kuba für US-Unternehmen treibt seltsame Blüten: So können Kreditkarten von US-amerikanischen Banken nicht akzeptiert werden, weil diese Banken kein Geld nach Kuba überweisen dürfen (europäische Kreditkarten werden ohne Weiteres angenommen). Amerikanische Staatsbürger dürfen nur nach Kuba ausreisen, wenn sie dort Verwandte haben (die DDR lässt grüßen). Und trotzdem gelingt es Kuba, sich nicht nur wirtschaftlich über Wasser zu halten, sondern seine Städte und Dörfer sowie die Infrastruktur sichtbar auszubauen. Diesem Ärgernis soll jetzt mit der Kampagne der IFGM offenbar entgegengetreten werden. War die IFGM nicht einmal der Kampfbund unter Führung eines Gerhard Löwenthal zur Ausrottung des Kommunismus? Jetzt hat diese Gesellschaft anscheinend ein neues Betätigungsfeld gefunden. Es bleibt zu hoffen, dass sie damit Schiffbruch erleidet.

Dr. Walter Unger, Maintal

 

Leserbrief und Gegendarstellung: Betrifft Ihren Artikel „Sextouristen füllen Castros Kasse auf“ vom 8.9.2004 von Sabine Hamacher
„Da sträuben sich doch bei Ihrem Artikel selbst die Schamhaare“

In der „Erklärung von Havanna“ am 2.9.1960 legte Fidel Castro die Basis des neuen cubanischen Staates fest. Er basiert auf dem Recht auf Befriedigung elementarer Bedürfnisse wie Ernährung, Obdach und Versorgung mit essentiellen gesellschaftlichen Ressourcen wie Bildung, Arbeit, Alters- und Gesundheitsversorgung. Dieses Ziel war in dem bekannten politischen und ökonomischen Kontext angesichts der andauernden völkerrechtswidrigen und mörderischen Aggressionen und den finanziellen Möglichkeiten der USA nicht mit den bürgerlichen in der Praxis wenig nachhaltigen Individualrechten (zunehmend Recht des Stärkeren und den daraus resultierenden Fehlentwicklungen) vereinbar, wegen anderer Prioritäten sicherlich auch nicht gewollt. Dass der cubanische Staat seine Ziele ernst nimmt, sieht man unter anderem daran, dass die Bettenzahl von 28.000 im Jahre 1959 auf 72.000 in den 90iger Jahren aufgestockt wurde. Als Vorsitzender einer nicht gerade kleinen humanitären NGO ( Humanitäre Cuba Hilfe e.V. mit Sitz in Bochum) mit medizinischen Projekten in Zusammenarbeit mit dem BMZ, der GTZ, dem Land NRW und anderen Stellen kann ich allein für die Ostprovinz Holguin einen erheblichen Transfer der Deviseneinnahmen gerade auch aus dem Tourismus in soziale Projekte bezeugen. Trotz erheblicher ökonomischer Schwierigkeiten wurden allein in der Provinz Holguin mit knapp 1,5 Millionen Einwohnern 3 neue Krankenhausprojekte realisiert mit ca . 800 Betten. Ferner wurde eine große Schule für die Ausbildung von Sozialarbeitern gebaut und in Betrieb genommen und eben mal das Dengue-Fieber erfolgreich bekämpft. Mehr als 15.000 cubanische Ärzte arbeiten derzeit weltweit in medizinischen Krisengebieten. 2004 in Haiti hielten die cubanischen Ärzte ihre Stellung, während alle anderen zivilen Helfer wegen der Unruhen das Land verließen. Sind dies alles typische Merkmale einer menschenverachtenden Einstellung, das Werk von Finsterlingen oder eines Unrechtstaates? Der für die westliche Welt gigantische 12 %ige Anteil des Staatshaushalt steht auch in schwierigen Zeiten allein für die medizinische Versorgung der Cubaner zur Verfügung. All dies beweist einen erheblichen stattfindenden Transfer aus dem Devisensektor ( Tourismus, Zucker, Nickel, Tabak...) in soziale Bereiche und nicht vorwiegend wie behauptet in den militärischen Bereich. Über die enorme Förderung des Bildungssystems kann und will ich an dieser Stelle nicht auch noch berichten. Dieses cubanische Gesundheitswesen wird von zahlreichen internationalen Experten als vorbildlich bezeichnet, insbesondere auch von der Weltgesundheitsorganisation- WHO- , dem welthöchsten Gremium in Gesundheitsfragen. Das in Cuba Erreichte und Entworfene beeinflusste sogar die Entwicklung von Maßstäben und Leitlinien der WHO . Ihr Text beruft sich allein und tendenziös auf die Zitierung mehr als dubiöser Kronzeugen, die für Ihren rechtskonservativen Kontext bekannt, wenn nicht gar berüchtigt sind . Die wohl von Ihnen als Maßstab und Quelle benannte Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) ist eine Organisation, die die Apartheid in Südafrika, die Contras in Nicaragua unterstütz hat, die bei Mun Kongressen auftritt, deren Vorstandsmitglieder für die REP kandidiert haben etc. Dass diese Organisation jetzt als Erfüllungsgehilfe von Herrn Bush auftritt, ist nicht verwunderlich, aber dass die FR diese Linie und die genannten Inhalte 1: 1 transportiert, zeigt, welche Macht diese Leute jetzt schon haben. Und wenn man schon den Finger hebt, sollte man sich einmal vor der eigenen Haustür umschauen, vielleicht auch in den USA ( z.B. Der „gute Terror“ http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/18166/1.php), in Russland, Kolumbien, Guatemala, Israel… Das tun die zitierten Quellen in ihren sonstigen statements typischerweise nicht. Denn sie haben ihre speziellen Feindbilder und ihre ganz spezielle Ideologie.

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Am 6.Mai verschärften die USA drastisch den Kalten Krieg gegen Cuba mit dem erklärten Ziel des Sturzes dieser Regierung, wörtlich „schneller den Tag herbeizuführen, an dem Cuba ein freies Land sein wird“. Mit welchem Recht? Mit welcher Legitimation? Und was die Amerikaner unter Freiheit verstehen, haben sie längst ausreichend in Afghanistan und im Irak bewiesen und bei der Beachtung der Menschenrechte und der Genfer Konvention weltweit! Beispiele würden Seiten füllen! So will man jetzt „die Unterstützung für die innere Konterrevolution, die Intensivierung der internationalen Kampagnen gegen Kuba, den Ausbau von Maßnahmen , die auf Subversion und Desinformation abzielen sowie neue Maßnahmen zur Schädigung der kubanischen Ökonomie“ etc. ausbauen. Hierzu werden zumindest 59 Millionen offizielle Gelder zur Verfügung gestellt. Ein wichtiger Teil in diesem Plan ist eine Schwächung der cubanischen Wirtschaft, speziell des Cubatourismus. Und vor diesen Karren lässt sich jetzt auch die FR spannen ! Ich fasse es nicht! Im Juli 2004 sprach der moralisch inzwischen völlig disqualifizierte Präsident der USA erstmalig von einem verkommenen cubanischen System, das die Prostitution, gerade auch von Kindern, fördere und deshalb schnellstmöglich beseitigt werden müsse. Alle Insider konnten vor soviel Demagogie nur den Kopf schütteln. Viele Mitglieder unserer Organisation sind regelmäßig auf Cuba, bewegen sich frei im Lande, im cubanischen Milieu und kennen auch den touristischen Bereich. Ich selbst war zuletzt im Februar-März im Lande und muss die verleumderischen, doch so leicht zu durchschauenden Anschuldigungen vehement zurückweisen. Das ist weit unter der Gürtellinie Lesen Sie doch einmal das Interview, das die Junge Welt zu diesem Thema im Juli mit dem international renommierten und prämierten Exilcubaner Raul Fornet-Betancourt geführt hat http://www.jungewelt.de/2004/07-30/018.php. Da sträuben sich doch bei Ihrem Artikel selbst die Schamhaare. Eins haben Sie sicherlich erreicht: Sie haben bewusst oder schlecht informiert, schlecht recherchiert , gleichsam als 5. Kolonne und verlängerte Arm der Bush – Clique, diesem Cuba Schaden zugefügt, einem Cuba , das für uns Westler manchmal schwer verständlich sein mag, einem Cuba , das seine Fehler hat und seine Fehler macht, das aber nicht die Hölle ist, wie von interessierter Seite und jetzt von Ihnen gerne und immer wieder behauptet wird . Vielmehr kann uns , die wir auf der Speckseite dieser Welt leben, dieses Cuba immer wieder beschämen und menschliche Werte vermitteln und fühlen lassen. Und wenn Sie über die Hotelsituation schreiben, warum sagen Sie nicht, dass die besagten Hotels in der Regel Joint-Venture- Unternehmungen sind mit den Gewinnen für die Investoren und den Arbeitsplätzen für Kuba? Auch dass eine entsprechende Kampagne "Strände für Einheimische" vielleicht mal mit der Dominikanischen Republik. beginnen müsste, wo nicht nur ein oder zwei, sondern fast alle attraktiven Badestrände den Ausländern vorbehalten sind. – Aber es gilt ja ganz speziell Cuba zu treffen . Ihre unglaublich negative, schiefe und falsche Cubaberichterstattung bräuchte soviel Raum für Gegendarstellungen und deren seriöse Dokumentation, dass es diesen Leserbrief mehr als sprengen würde.

Wenn ich als niedergelassener Internist und Vorsitzender einer rein humanitären Cubaorganisation mich derart über diesen Artikel aufrege, mag Ihnen dies einen Eindruck vermitteln über die „Qualität und Ausgewogenheit“ ihres Beitrages auf der 1. Seite der FR.

Mit zornigen Grüßen Dr.med. Klaus Piel Unterstr.7 44892 Bochum 0234 288784

 

 

Artikel aus dem deutschen Ärzteblatt

Korzilius, Heike

Menschenrechte in Kuba: Schattenseiten der Sonneninsel

Deutsches Ärzteblatt 101, Ausgabe 38 vom 17.09.2004, Seite A-2510
POLITIK



Jose und Laida Carro im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt: „In Kuba herrscht ein regelrechtes medizinisches Apartheid- System.“ Foto: Eberhard Hahne

Der Arzt und Menschenrechtler Jose Carro kämpft aus dem Exil in den USA für Freiheit und Demokratie in Kuba. Zugleich prangert er die miserablen Zustände im Gesundheitssystem an.

Palmen, Strand und Meer – Kuba erfreut sich als Reiseziel wachsender Beliebtheit. Abgeschirmt von den Einheimischen, gerät in den „Touristenparadiesen“ allerdings die soziale und politische Realität der Insel leicht aus dem Blickfeld. Seit 45 Jahren regiert der Welt dienstältester Diktator Fidel Castro Kuba mit eiserner Hand. Menschenrechtler, die gegen das Verbot der Versammlungsfreiheit verstoßen oder öffentlich Kritik am Regime äußern, müssen mit langjährigen Haftstrafen unter katastrophalen Bedingungen rechnen.
Die jüngste Verhaftungswelle rollte 2003 über das Land – als die weltweite Aufmerksamkeit sich auf den beginnenden Irakkrieg richtete. Damals seien 75 Menschenrechtler, darunter vier Ärzte und zwei Zahnärzte, verhaftet worden, berichtet der Arzt und Menschenrechtler Jose Carro im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt. Einer von ihnen, der Arzt Oscar Elias Biscet, wurde unter anderem wegen „Respektlosigkeit gegenüber den nationalen Symbolen und Anstiftung zum Ungehorsam“ zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Biscet, der Carro zufolge zurzeit in Isolation gefangen gehalten wird, leidet unter Bluthochdruck, der nur unzureichend medizinisch versorgt wird. Zudem habe er seit Beginn seiner Haft 30 Kilogramm an Gewicht verloren. „Wir machen uns große Sorgen um die physische und psychische Gesundheit des Gefangenen“, sagt Carros Ehefrau Laida, die in direktem Kontakt mit Angehörigen der Inhaftierten steht. „Hunger, Vernachlässigung und verweigerte medizinische Hilfe werden systematisch eingesetzt, um die Gefangenen seelisch zu brechen“, erklärt Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Diese Missstände anzuprangern und für Solidarität mit den politischen Gefangenen zu werben ist ein Motiv für die Europareise der Carros, die dabei auch Abgeordnete des Europa-Parlaments auf die desolate Menschenrechtslage in Kuba aufmerksam gemacht haben.
Für desolat hält Carro, der bereits seit seinem zwölften Lebensjahr im Exil in den USA lebt, auch die Zustände im kubanischen Gesundheitssystem. „Es ist einer von Castros Mythen, dass es erst seit der Revolution ein funktionierendes Gesundheitswesen in Kuba gibt“, erklärt der Arzt. „Dabei sind die Zustände dort jetzt teilweise schlechter als Ende der 50er-Jahre.“ Den offiziellen Statistiken glaubt Carro nicht. Sie ließen sich nicht verifizieren, sagt er. Zwar sei die Arztdichte beeindruckend für ein so kleines Land – ein Arzt versorgt theoretisch 170 Einwohner –, aber den gut ausgebildeten Ärzten fehlten die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, um ihre Patienten angemessen versorgen zu können. Es mangele an allen gängigen Medikamenten, an Decken und Nahrungsmitteln. „Oft müssen die Patienten sogar die Glühbirnen mit ins Krankenhaus bringen, damit sie dort Licht haben“, so Carro. „Der Mangel liegt in der desolaten Wirtschaftslage begründet. Außerdem fließt ein großer Teil der Einnahmen aus dem Tourismus oder der Zuckerproduktion in den Militärapparat.“ Um ihren Medikamentenbedarf decken zu können, sind viele Kubaner auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Zwischen 1992 und 2000 sind Carro zufolge Medikamente im Wert von vier Milliarden Dollar an Kuba gespendet worden.
Doch nicht alle leiden unter dem System. Für die politische Elite und Touristen werden Einrichtungen vorgehalten, die durchaus westlichen Standards entsprechen. „Es ist ein regelrechtes medizinisches Apartheid-System“, kritisiert Carro. Jährlich rund 400 000 Anträge auf Visa für die USA sprechen nach Ansicht des Exil-Kubaners ihre eigene Sprache – vor allem weil derartige Ausreiseanträge für die Antragsteller niemals folgenlos bleiben. Vor diesem Hintergrund wird Carro nicht müde, die internationale Gemeinschaft um moralische und materielle Unterstützung für die Menschenrechtler zu bitten, die in Kuba gewaltlos für Freiheit und Demokratie eintreten. Heike Korzilius


Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) beschäftigt sich seit Jahren kritisch mit der politischen Lage in Kuba.

Kontakt: IGFM, Borsigallee 9, 60388 Frankfurt/Main, Telefon: 0 69/42 01 08-0, Fax: 42 01 08 33, E-Mail: info@igfm.de,
Internet: www.igfm.de


Leserbriefe zum Artikel aus dem Deutschen Ärzteblatt


Leserbrief zu "Kuba - Schattenseiten der Sonneninsel" von Heike Korzilius, Deutsches Ärzteblatt Heft 38/ 2004

Sie zitieren in Ihrem Artikel zu den Menschenrechten auf Kuba kritiklos Herrn José Carro, einen Arzt und Vertreter der sogenannten "Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte", IGFM, einer Organisation aus dem Umfeld der ultrarechten Exilkubaner in Miami. Im Zusammenhang mit Kuba von Medizin-Apartheid zu sprechen, ist besonders aus dem Munde eines Sprechers der IGFM anmaßend. Schließlich ist diese Organisation bereits 1987 von der UNO-Generalversammlung als Handlanger des rassistischen Regimes Südafrikas verurteilt worden und unterstützte außerdem Präsident Reagan, der seinerzeit mit seinen Contra Nicaragua "demokratisierte", was Nicaragua 50.000 Tote, eine korrupte Regierung nach der andern, 60 % anämische, unterernährte Kinder, heute kämpfende Truppen im Irak und den USA wieder einen treuen Bundesgenossen beschert hat. José Carro ist damals aus Kuba in die USA geflüchtet. In ein Land, dass sich ja wohl im Hinblick auf Menschenrechte - und zwar weltweit - auch nicht gerade vorbildlich verhält. Warum wird in Ihrem Artikel nicht mit einem einzigen Satz der Ort auf Kuba erwähnt, an dem am meisten Menschenrechte gebrochen werden, und zwar durch die USA, dem neuen Heimatland von Herrn Carro: Guantanamo? Nebenbei bemerkt hat Kuba einen niedrigen Militärhaushalt. (z.B. erheblich weniger als der der BRD). Wäre es aber so abwegig, wenn Tourismuseinnahmen Kubas in die Verteidigung fliessen würden angesichts der übermächtigen militärischen Bedrohung duch die Vereinigten Staaten? Ich erinnere an die sogenannte "Achse des Bösen", zu der G. W. Bush auch Kuba zählt! Herr Carro von der IGFM hätte sicherlich gern die die Annektion Kubas, damit dort am besten endlich "Menschenrechte", am besten wohl wie zur Zeit im Irak, herrschen können. Und haben Sie, Frau Korzillius, schon mal darüber nachgedacht, dass die "schlechte Versorgung mit technischer Ausrüstung und Medikamenten" (übrigens als sogenanntes "Entwicklungsland" auf einem vergleichsweise hohem Niveau) auch der von den USA verhängten seit vierzig Jahren andauernden Handelsblockade Kubas zuzuschreiben ist? Das Helmes-Burton- und das Toricelli-Gesetz verbieten JEDEM den Handel mit Kuba! Angesichts dieser erschwerten Handelssituation und der internationalen Isolierung Kubas kann ich dem Inselstaat und den engagierten Menschen, die im dortigen Gesundheitssystem arbeiten, nur meine Hochachtung zollen, trotzdem das Bestmögliche daraus zu machen!!!

Olaf Hähnke, Berlin


 


Betr. Ihr Artikel über Cuba

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Bedauern musste ich Ihren Artikel im Ärzteblatt zur Kenntnis nehmen.

Dieser Artikel entwirft ein Zerrbild von Cuba, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat.

Ich bin seit 7 Jahren 2mal pro Jahr in Cuba und habe Kontakt zu vielen Ärzten dort und kenne persönlich viele Gesundheitseinrichtungen. Nichts von dem ,was sie geschrieben haben, trifft die Realität.

Cuba baute z.B. in der Provinz Holguin (1,7 Mill. Einwohner) in den letzten Jahren 3 neue Krankenhäuser , diese Baumaßnahmen wurden finanziert mit den Deviseneinnahmen aus dem Tourismus.

Im Gegensatz zu ganz Lateinamerika gibt es in Cuba eine flächendeckende Versorgung bis ins letzte Dorf und sie ist kostenlos. Ich habe die Menschenschlangen in all den cubanischen Krankenhäusern gesehen. In dem Zusammenhang von einer „Apartheidmedizin“ zu sprechen ist bösartig und verleumderisch. Genau das ist das cubanische Gesundheitswesen nämlich nicht - im Gegensatz zu allen anderen zentralamerikanischen Ländern, wo die Apartheid darin besteht, dass sich ein gut teil der Bevölkerung aus finanziellen Gründen überhaupt keine Behandlung leisten kann.

Ich unterstütze gerade ein Projekt der Einrichtung von Diabeteszentren in jeder Provinzhauptstadt Cubas, die eine flächendeckende Versorgung aller Diabetiker gewährleisten wird.

In Cuba werden Organtransplantationen in größerem Umfang durchgeführt. Wo in der dritten Welt finden sie das noch ? Die Transplantationen sind übrigens ausschließlich Cubanern vorbehalten, obwohl man dafür leicht viele Dollar von Ausländern erhalten könnte. Geschieht aber nicht - trotz all der wirtschaftlichen Not, die zweifelsohne vorhanden ist.

Was sie ebenfalls in Cuba nie sehen werden , sind Strassenkinder oder auch Slums am Rand der Städte. Solche Erfolge hat man aber nur, wenn man für alle Bevölkerungsgruppen sorgt.

Und das ist genau das Gegenteil von Apartheid!

Ich könnte noch viel schreiben zu diesem Artikel, das sprengt aber den Rahmen eines Leserbriefs,

Vielleicht könnten Sie sich ja entschließen , einmal einen deutschen Arzt, der die Verhältnisse sehr genau kennt, einen Artikel schreiben zu lassen, der die komplexe cubanische Wirklichkeit spiegelt , statt dass das Ärzteblatt ohne jede kritische Anmerkung einem Exilkubaner seine Spalten weit öffnet.

Dr. med. H.Querfurt 45134 Essen

Rübezahlstr.16
Tel. 0201-4309988
querfurt@t-online.de


 


In der „Erklärung von Havanna“ am 2.9.1960 legte Fidel Castro die Grundlagen des neuen cubanischen Staates fest. Er basiert im wesentlichen auf dem Recht der Befriedigung elementarer Bedürfnisse wie Ernährung, Obdach und Versorgung und dem Zugang zu essentiellen gesellschaftlichen Ressourcen wie Bildung, Arbeit, Alters- und Gesundheitsversorgung. Dieses Ziel wurde im Gegensatz zu den fast allen übrigen Entwicklungsländern trotz vieler interner und v. a. auch externer Schwierigkeiten nur in Cuba erreicht. Die bei uns so in den Vordergrund gestellten bürgerlichen Individualrechten (mit ihren Stärken aber auch zunehmenden Schwächen) hatten und haben in einem asymmetrischen Quasi-Kriegszustand mit den USA für Cuba nicht die allererste Priorität. Dass der cubanische Staat seine sozialen Ziele allerdings ernst nimmt, sieht man unter anderem daran, dass die Bettenzahl von 28.000 im Jahre 1959 auf 72.000 in den 90iger Jahren aufgestockt wurde und inzwischen selbst im Urwald Familienarztpraxen (und auch Zwergschulen) existieren. Kaum einem cubanischen Kind fehlen seine 13 Impfungen (1999), einschließlich Hepatitis und Meningitis. Mehr als 15.000 cubanische Ärzte arbeiten derzeit weltweit in medizinischen Krisengebieten. 2004 in Haiti hielten die cubanischen Ärzte ihre Stellung, während alle anderen zivilen Helfer wegen der Unruhen das Land verließen. Sind dies alles typische Merkmale eines diktatorischen Unrechtstaates?

Und ist es etwa seriös, wenn man die materiellen Ressourcen Europas, Japans und der USA mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten Cubas vergleicht? Muss man Cuba nicht eher mit anderen Ländern der 3. Welt vergleichen, um eine richtige Vergleichsebene zu haben?. Ich habe mal ausgerechnet, dass einem Cubaner gegenüber einem Deutschen nur der 200. Teil für die gesundheitliche Versorgung zur Verfügung steht. Das sind immerhin 12 % des cubanischen Staatshaushalt, der auch in schwierigen Zeiten allein dem medizinischen Sektor zur Verfügung stand und steht. Bei uns ist dieser Anteil deutlich geringer. Und die meisten Medikamente, medizinisches und nichtmedizinisches Equipment müssen zu teilweise höheren Preisen als bei uns auf dem Weltmarkt gekauft werden. Warum erwähnt man nicht auch die völkerrechtswidrige US- Blockade gegen Cuba als wichtige Mitursache der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse ? Diese Blockade hat bisher einen wirtschaftlichen Schaden von mindestens 50 Milliarden US-Dollar verursacht .

Ja und dann wieder die böse Geschichte von der Zweiklassenmedizin. Als gäbe es so etwas nicht auch bei uns und überall auf diesem Globus. Allerdings werden die Erlöse des Medizintourismus in Cuba und nur in Cuba zu einem erheblichen Teil wieder im Land für soziale Einrichtungen investiert. Wie gerne würden der Staat und die cubanischen Kollegen Ihren Patienten eine ähnliche medizinische Ausstattung wie bei uns zur Verfügung stellen. Aber wie soll das finanziert werden? In Kuba herrsche ein regelrechtes medizinisches Apartheid- System, untertiteln Sie, sachlich falsch und beleidigend. Denn die Cubaner werden im Gesundheitssystem eben nicht vom Staat ausgegrenzt und marginalisiert wie es in anderen Ländern dieser Welt für breite Bevölkerungsschichten die Regel ist. Hier von Apartheid zu sprechen, ist für mich , ist für uns pure Demagogie und Teil der von den USA gesteuerten Propaganda und Desinformation gegenüber Cuba. Es ist wahr, dass in Cuba an materiellen Dingen ein großer Mangel existiert, es herrscht aber ein Überfluss an Menschlichkeit, Solidarität und Lebenskunst .

Dieses cubanische Gesundheitswesen wird jedenfalls von zahlreichen internationalen Experten als vorbildlich bezeichnet, insbesondere auch von der Weltgesundheitsorganisation, der WHO , dem welthöchsten Gremium in Gesundheitsfragen. Das in Cuba Erreichte und Entworfene beeinflusste sogar die Entwicklung von Maßstäben und Leitlinien der WHO .

Als Vorsitzender einer nicht gerade kleinen humanitären NGO ( Humanitäre Cuba Hilfe e.V. –HCH- mit Sitz in Bochum) mit medizinischen Projekten in Zusammenarbeit mit dem BMZ, der GTZ, dem Land NRW und anderen Stellen kann ich allein für die Ostprovinz Holguin einen erheblichen Transfer der Deviseneinnahmen gerade auch aus dem Tourismus in soziale Projekte bezeugen. Trotz erheblicher ökonomischer Schwierigkeiten wurden allein in der Provinz Holguin mit knapp 1,5 Millionen Einwohnern in den letzten Jahren 3 neue Krankenhausprojekte realisiert mit ca . 800 Betten. Ferner wurde eine große Schule für die Ausbildung von Sozialarbeitern gebaut und in Betrieb genommen und eben mal das Dengue-Fieber in 2002/2003 erfolgreich bekämpft, landesweit. Krankenhäuser werden derzeit nach und nach gemäß eimes Prioritätenplanes renoviert und einrichtungsmäßig neu bestückt, ebenfalls läuft ein sehr ehrgeiziges Schulprojekt ( traumhaft kleine Klassen, PC-Ausstattung und andere moderne Medien, etc).

Die HCH ist im 9. Jahr auf Cuba tätig, der Verein war zuletzt im Februar/März dieses Jahres mit einer größeren Gruppe vor Ort, Vorstandsmitglieder weilen mehrfach im Jahr auf der Insel mit freiem Zugang zu allen Gesundheitseinrichtungen .Die in ihrem Artikel vermittelten Eindrücke vermag keiner dieser Cubainsider zu bestätigen. Hinsichtlich des Rechtssystems und der Gefängnisse auf Cuba wäre auch noch viel zu sagen. Da gibt es auch ganz andere Darstellungen. Sie haben nur die hier im Westen gewohnte Berichterstattung wieder aufgewärmt, es gibt aber auch andere, die demnächst in Deutschland in Buchform publiziert werden wird. Ich könnte natürlich auch leicht auf die Behandlung von Gefangenen durch die USA im In- und Ausland verweisen oder auf die Zustände in vielen Gefängnissen dieser Welt. Die Zustände dort scheinen der IGFM wohl permanent zu entgehen. Sie hat ja ihren speziellen Fokus.

Und dann hat Cuba außerdem noch die Frechheit, einen Teil der erwirtschafteten Devisen in den Militärapparat zu stecken, der allerdings anders als in anderen Ländern allein der Landesverteidigung dient. Sollen die Cubaner sich denn nicht einmal bei der nächsten völkerrechtswidrigen Invasion der USA wehren dürfen?. Wie sagte Rumsfeld vor 1 Jahr so süffisant: „ Next stop in Havana“. Die USA geben in diesem Jahr mehr als 450 Milliarden Dollar allein für die „ Verteidigung“ aus und nur 15 Milliarden für Entwicklungshilfe (Quelle Weltbank). Wo bleibt denn da der Aufschrei ihrer Kronzeugen?
Ihr Text beruft sich allein und tendenziös auf die Zitierung mehr als dubiöser Quellen, die für Ihren rechtskonservativen Kontext bekannt, wenn nicht gar berüchtigt sind . Die v. a.. von Ihnen als Maßstab benannte Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) ist nach meinen Unterlagen eine Organisation, die die Apartheid in Südafrika, die Contras in Nicaragua unterstützt hat, die bei Mun- Kongressen auftritt, deren Vorstandsmitglieder für die REP kandidiert haben , eine Organisation, die einmal als Kampfbund unter der Führung eines Gerhard Löwenthals angetreten ist, den Kommunismus auszurotten. Noch heute fokussiert die IGFM das politische Geschehen unter diesem Blickwinkel, ist auf allen anderen Augen blind. Man braucht hierzu nur ihre mehr als einseitige homepage anzuschauen. Und wenn man schon den Finger hebt, sollte man sich einmal vor der eigenen Haustür umschauen, vielleicht auch in den USA, in Guantanamo, in Russland, Kolumbien, Guatemala, in der Dominikanischen Republik, in Haiti … Das tun die zitierten Quellen typischerweise nicht. Denn sie haben ihre speziellen Feindbilder und ihre ganz spezielle Ideologie. Und was meinen Sie, in welchem und in wessen Auftrag die Miamicubaner unterwegs sind ? <Wichtig in diesem Kontext ist zu wissen, dass die USA am 6.Mai 2004 den Commission Report veröffentlichen, ein verschärfter Maßnahmenkatalog in Bezug auf den Kalten Krieg gegen Cuba mit dem erklärten Ziel des Sturzes dieser Regierung, wörtlich „schneller den Tag herbeizuführen, an dem Cuba ein freies Land sein wird“. Mit welchem Recht, mit welcher Legitimation, kann man da nur fragen. Und was die Amerikaner unter Freiheit verstehen, haben sie längst ausreichend in Afghanistan und im Irak bewiesen und bei der Beachtung der Menschenrechte und der Genfer Konvention weltweit! Beispiele würden Seiten füllen!

Auf Cuba bezogen will die Bush-Administration neben der Wirtschaftsblockade jetzt „die Unterstützung für die innere Konterrevolution, die Intensivierung der internationalen Kampagnen gegen Kuba, den Ausbau von Maßnahmen , die auf Subversion und Desinformation abzielen sowie neue Maßnahmen zur Schädigung der kubanischen Ökonomie“ etc. ausbauen. Hierzu werden zumindest 59 Millionen offizielle Gelder zur Verfügung gestellt. Ein wichtiger Teil in diesem Plan ist eine Schwächung der cubanischen Wirtschaft, speziell des Cubatourismus . Aus diesem Grunde läuft derzeit eine konzertierte Aktion weltweit, um Cuba jetzt mit allen Mitteln sturmreif zu schießen ! Mit im Boot ist die IGFM, die Informationsblätter auf Flughäfen und in Reisebüros verteilt, „um das Bewusstsein der Reisenden zu schärfen“. Und hierzu gehört auch eine entsprechende Pressearbeit, die wie auch im Falle des Deutschen Ärzteblattes erfolgreich war. Dabei ist alles nur Propaganda und Desinformation. Lesen Sie, wenn Sie mir nicht glauben, die Beiträge der IPPNW- der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung, über Cuba, dann erschließt sich Ihnen ein völlig anderes Cubabild.

Eins haben Sie mit Ihrem Artikel sicherlich erreicht: Sie haben gestützt auf mehr als zweifelhafte fanatisch antikommunistische Quellen diesem Cuba Schaden zugefügt, einem Cuba , das für uns Westler manchmal schwer verständlich sein mag, einem Cuba , das seine Fehler hat und seine Fehler macht, das aber nicht die Hölle ist, wie von interessierter Seite gebetsmühlenartig immer wieder behauptet wird. Vielmehr kann uns , die wir auf der Speckseite dieser Welt leben, dieses Cuba immer wieder beschämen, es kann uns menschliche Werte vermitteln und fühlen lassen und so zu einer notwendigen Rückbesinnung führen.

Wenn ich mich als niedergelassener Internist und Vorsitzender einer humanitären Cubaorganisation derart über diesen Artikel aufrege, mag Ihnen dies einen Eindruck vermitteln hinsichtlich der Ausgewogenheit ihres Beitrages .

Mit zornigen Grüßen Dr. med. Klaus Piel Unterstr.7 44892 Bochum www.hch-ev.de


 

Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Erschütterung habe ich Ihren, vor Polemik strotzenden Artikel über das Gesundheitssystem in Kuba gelesen. Von einer medizinischen Zeitung, die für sich den Anspruch vertritt, das Sprachrohr der Deutschen Ärzteschaft zu sein, hätte ich mehr Objektivität und Sensibilität zu diesem Thema erwartet. Ohne auf die politischen Hintergründe einzugehen (nämlich das Systematische Aushungern des Davids Kuba durch den Goliath USA), wird dem dortigen Gesundheitssystem insuffiziente Behandlung der eigenen Bevölkerung vorgeworfen. Bei meinen vielen Kubareisen der letzten Jahre, habe ich etliche sogenannte Familienärzte, besonders in ländlichen Gebieten im Osten des Landes besucht. Immer wieder bin ich begeistert, mit welcher Hingabe und Liebe sie ihre Patienten versorgen. Der von Ihnen verfasste Artikel entwürdigt die Arbeit tausender kubanischer Kolleginnen und Kollegen. Würde(span.dignidad) ist ein wichtiger Begriff in Kuba!

Mit freundlichen Grüßen Dr.med. Winfried Winter, Seligenstadt

 


Im Deutschen Ärzteblatt erschien ein Beitrag mit dem Titel "Menschenrechte in Kuba: Schattenseiten der Sonneninsel" (Ausgabe 38 vom 17.09.2004, Seite A-2510). Ich halte die in diesem Artikel wiedergegebenen Auffassungen für völlig abwegig und höchstens wenige Einzelfälle beschreibend. Der gesamte Duktus des Textes ist außerordentlich verzerrend und wird weder der Lage vor Ort noch den Ursachen der teilweise existierenden Mängel in keiner Weise gerecht. Als jemand, der mehrere Jahre bei Amnesty International direkt für die Einhaltung von Menschenrechten engagiert war (speziell Ukraine), bin ich der Auffassung, dass die Lage der Menschenrechte - speziell die "bürgerlichen Freiheitsrechte" - in Kuba noch weiter verbessert werden muss. Aber alle seriösen, neutralen und mir zugänglichen Studien und Einschätzungen legen deutlich und eindeutig dar, dass die diesbezügliche Gesamtlage in Kuba überdurchschnittlich positiv ist (speziell bei Berücksichtigung der Kategorien sozialer und kollektiver Menschenrechte!) - und im Vergleich zu vielen Nachbarländern sogar als hervorragend bezeichnet werden kann. Erinnern möchte ich hier nur an die skandalöse Situation von über 650 Menschen im US-Militärlager Guantanamo (auf Kuba!) oder aber auch an Haiti, Guatemala, Kolumbien etc.!). Ein Blick in die einschlägigen Jahresberichte von Amnesty International mag dies bezeugen. Was leider völlig ignoriert wird sind die vielfältigen Subversionen und Provokationen der Bush-Administration gegen Kuba, das auf alle Arten ökonomischer, politischer, massenmedialer, diplomatischer aber auch militärischer Aktivitäten setzt (siehe Powell-Report vom Mai 2004). Leider bezieht sich Frau Korzilius in ihrem Artikel fast ausschließlich auf Informationen der "Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte", die aufgrund ihrer einseitigen ideologischen Ausrichtung nicht Ernst genommen werden kann. Deren rechtskonservative Schieflage ist unter Menschenrechtsexperten bekannt; ich verweise nur auf die Studie "Die sogenannte IGfM. Eine rechte Grauzonenorganisation" (Günter Platzdasch et al., Wiesbaden 1990), in der vielfältige Überschneidungen mit der NPD nachgewiesen werden. In diesem Kontext erinnern die Aktivitäten der IGfM gegen Kuba sehr an die entsprechenden Desinformationskamapagnen des frz. Zweigs von reporters sans frontiers (deren Ehrenpräsident engste Kontakte zu äußerst reaktionären Exilkubanerkreisen in Miami besitzt) und einer umstrittenen tschechischen Organisation. Es ist daher für ein Qualitätsorgan wie das Ärzteblatt außerordentlich bedauerlich, dass neutrale ExpertInnen und differenzierende Sichtweisen zur Thematik "Kuba und Menschenrechte" nicht zu Wort kamen, sondern ein unzutreffendes Negativklischee lanciert wurde. Denn viele Ärzte und Gesundheitsexperten weltweit wissen, wie ausgesprochen hoch in Kuba menschliche Gesundheit und Würde gehalten werden.

Dr. Edgar Göll