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Humanitäre Cuba Hilfe e.V.  
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Nelson Mandela: Kommentare, Berichte, Historisches, was nicht in der offiziellen Berichterstattung zu finden ist

" Er wusste, wer seine Freunde waren ..."

INHALT dieser Seite:

     

Heuchler am Werk

Nach dem Tod des südafrikanischen Freiheitshelden Nelson Mandela werden Krokodilstränen vergossen. Er wußte, wer seine Freunde waren
Von Heinz-W. Hammer

Fidel Castro mit Nelson Mandela

Nelson Mandela und Fidel Castro 2001 in Johannesburg
Foto: AP Photo

Nach der Meldung über den Tod des am Donnerstag abend verstorbenen südafrikanischen Freiheitskämpfers Nelson Mandela werden in den hiesigen Medien schwülstige Nachrufe der Bundeskanzlerin Angela Merkel, von US-Präsident Barack Obama, des britischen Premierministers David Cameron und von anderen verbreitet. Ausgerechnet also die Vertreter jener Staaten vergießen nun Krokodilstränen, die das mörderische Apartheidregime und all seine Verbrechen bis zum Schluß aktiv stützten und materiell sowie personell förderten, während sie den African National Congress (ANC) unter Führung Nelson Mandelas als »terroristisch« denunzierten.

Thejiwe Mtintso, die damalige Botschafterin Südafrikas in Kuba, charakterisierte solche Heuchler bereits im Dezember 2005: »Heute hat Südafrika viele neue Freunde. Gestern haben diese Freunde unsere Führer und Kämpfer noch Terroristen genannt, uns aus ihren Ländern gejagt und zur gleichen Zeit das Südafrika der Apartheid unterstützt. Diese gleichen Freunde wollen heute, daß wir Kuba denunzieren und es isolieren.« Doch es seien die Kubaner und nicht diese »neuen Freunde« gewesen, die zu Tausenden ihr Leben für die Freiheit der Völker im südlichen Afrika gegeben hätten.

Es war das sozialistische Kuba, das es damals nicht bei warmen Worten beließ, sondern dessen Soldaten für die Befreiung des gesamten südlichen Afrika vom rassistischen Apartheidregime kämpften. Insgesamt mehrere zehntausend kubanische Internationalisten hatten ab 1975 auf der Seite der Befreiungsbewegung MPLA gegen eine Intervention Südafrikas im gerade unabhängig gewordenen Angola gekämpft. Die Niederlage der Rassisten dort öffnete den Weg zur Unabhängigkeit Namibias 1990 und zur Befreiung Südafrikas. Mandela selbst würdigte dies 1991 bei einem Staatsbesuch in Havanna: »Lang lebe die Kubanische Revolution, lang lebe Genosse Fidel Castro! Die kubanischen Internationalisten haben sehr viel für die Unabhängigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit in Afrika getan. Wir bewundern die Opfer des kubanischen Volkes, die es bereit ist, im Kampf um seine Unabhängigkeit und Souveränität zu erbringen – gegen eine brutale imperialistische Kampagne, die die Fortschritte der Kubanischen Revolution zerstören soll. Es kann keine Kapitulation geben. Die Frage lautet: Freiheit oder Tod. Die Kubanische Revolution ist eine Quelle der Inspiration für alle freiheitsliebenden Völker.«

All jene, die damals wie heute auf der Seite des Rückschritts und der Unterdrückung der Völker im Namen der »westlichen Werte« stehen, die die Welt mit neokolonialistischen Kriegen, mit Hunger, Elend, Folter und Tod überziehen, versuchen nun, Nelson Mandela nach seinem Tod für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Von seinen und den Zielen der südafrikanischen Befreiungsbewegung soll im Bewußtsein der Menschen nichts übriggelassen werden. Doch das Gedächtnis der Menschheit wird sich nicht täuschen lassen. Wir trauern mit dem Volk Südafrikas um Nelson Mandela, den Revolutionär, Freiheitskämpfer und konsequenten Freund der Kubanischen Revolution, und weisen die nun betriebene Geschichtsfälschung in aller Schärfe zurück.
Der Autor ist Vorsitzender der Regionalgruppe Essen der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V.

junge Welt

Pressemitteilung: Mandela, Obama und die MIAMI 5

Rommerskirchen/Essen/Jülich/Bochum, d. 11.12.2013

Leider verschweigen die großen Medien in ihren Nachrufen auf den am 5. Dezember verstorbenen südafrikanischen Freiheitskämpfer, Nationalhelden und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela dessen Unterstützung für das sozialistische Cuba.

Denn es war dieses Land, das es in den Zeiten des mörderischen Apartheidregimes nicht bei warmen Worten beließ, sondern dessen Soldaten für die Befreiung des gesamten südlichen Afrika von dieser Geißel der Menschheit kämpften. Insgesamt mehrere zehntausend kubanische Internationalisten hatten ab 1975 auf der Seite der Befreiungsbewegung MPLA gegen eine Intervention Südafrikas im gerade unabhängig gewordenen Angola gekämpft. Die Niederlage der Rassisten dort öffnete den Weg zur Unabhängigkeit Namibias 1990 und zur Befreiung Südafrikas. Mandela selbst würdigte dies 1991 bei einem Staatsbesuch in Havanna: »Lang lebe die Kubanische Revolution, lang lebe Genosse Fidel Castro! Die kubanischen Internationalisten haben sehr viel für die Unabhängigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit in Afrika getan. Wir bewundern die Opfer des kubanischen Volkes, die es bereit ist, im Kampf um seine Unabhängigkeit und Souveränität zu erbringen – gegen eine brutale imperialistische Kampagne, die die Fortschritte der Kubanischen Revolution zerstören soll. Es kann keine Kapitulation geben. Die Frage lautet: Freiheit oder Tod. Die Kubanische Revolution ist eine Quelle der Inspiration für alle freiheitsliebenden Völker.« In seiner ersten Reaktion auf den Tod Mandelas äußerte sich der US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama wie folgt: »Wir haben einen der einflußreichsten, mutigsten und zutiefst guten Menschen verloren, die jemals einer von uns auf Erden treffen wird (…) der Tag, an dem Mandela aus dem Gefängnis
entlassen wurde, gab mir ein Gefühl, wozu Menschen imstande sind, wenn sie sich von ihren Hoffnungen leiten lassen, nicht von ihren Ängsten. So lange ich lebe, werde ich tun, was ich kann, um von ihm zu lernen.« (NRZ, 07.12.2013)
Nun dürfte Herrn Obama die Freundschaft von Herrn Mandela zu Cuba nicht unbekannt sein. Stellt sich der US-Präsident mit seinen Worten zu Mandela nun zugleich hinter das von seinem Land seit über 50 Jahren mit einer umfassenden Wirtschafts-, Finanz- und Handelsblockade belegte Cuba? Wohl kaum. Präsident Obama weiß aber auch, dass am 12. September 1998 die fünf cubanischen Kundschafter Antonio Guerrero, Ramón González, Fernando González, René González und Gerardo Hernández in den USA festgenommen und dann in einem Schauprozess in Miami zu exorbitanten Strafen bis zu zwei Mal lebenslänglich verurteilt wurden. Und dies ausschließlich, weil sie unbewaffnet rechtsextreme Banden in Miami unterwandert hatten, um ihre Heimat vor weiteren Terroranschlägen zu bewahren, die von eben diesen Banden organisiert und durchgeführt wurden. Drei dieser weltweit als CUBAN 5 / MIAMI 5 bekannt gewordenen Cubaner, von denen immer noch 4 in den USA inhaftiert gehalten werden, hatten in Angola mitgekämpft und ihr Leben für die Befreiung Südafrikas eingesetzt: Fernando González, René González und Gerardo Hernández.

Nelson Mandela war 27 Jahre lang inhaftiert. Die vier immer noch in den USGefängnissen inhaftierten MIAMI 5 sind nun bereits seit 15 ¼ Jahren eingesperrt.
Wie lange soll es dauern, bis Präsident Obama tatsächlich von Nelson Mandela lernen und diese Cubaner freilassen wird?
Am 07./08. März 2014 wird ein Hearing der »Internationalen Untersuchungskommission des Falls der „Cuban“ bzw. „Miami Five“« in London stattfinden

Diese Veranstaltung wird u.a. unterstützt von Ramsey Clark, ehem. Justizminister der USA; Frei Betto, brasilianischer Befreiungstheologe; Prof. Dr. Norman Paech, Völkerrechtler BRD; Günter Grass, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger BRD; John Le Carré, Schriftsteller UK,
Jean Ziegler, UN-Botschafter Schweiz u.v.a.

Diese Veranstaltung wird, ganz im Sinne des verstorbenen Nelson Mandela, eintreten für die sofortige Freilassung der MIAMI 5 und im Rahmen des internationalen Hearings zahlreiche Argumente und völkerrechtlich belastbare Begründungen für diese Forderung liefern.
Wir ehren den verstorbenen Freiheitskämpfer Nelson Mandela und würdigen sein Vermächtnis, indem wir uns diesem Anliegen anschließen.

- Petra Grübl, Vorsitzende SoliCuba e.V., Rommerskirchen, http://solicuba.org/
- Heinz-W. Hammer, Vorsitzender Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V.,
Regionalgruppe Essen, www.cubafreundschaft.de
- Josie Michel-Brüning und Dirk Brüning, Jülich, Solidaritätskomitee Basta
Ya, www.miami5.de
- Dr. med. Klaus U. Piel, Vorsitzender Humanitäre Cuba Hilfe e.V., Bochum,
http://www.hch-ev.de/

Mandela liest Antonio Guerros

Es handelt sich um einen Gedichtband von im Gefängnis
verfassten Gedichten eines der seit dem 12.09.1998 in
den USA inhaftierten fünf kubanischen politischen
Gefangene, die ihr Land vor den von US-Boden
ausgehenden Terroranschlägen schützen wollten.


Abschied von Mandela

Zu Ehren von Südafrikas Freiheitshelden: Zehntausende Menschen und rund 100 Staatschefs in Johannesburg. Raúl Castro erinnert an gemeinsamen Kampf
Von André Scheer

Abschied von Nelson MandelaZehntausende erwiesen im Fußballstadion von Johannesburg Nelson Mandela die letzte Ehre
Foto: REUTERS/Siphiwe Sibeko

Südafrikas frühere Vizepräsidentin Baleka Mbete war sichtlich bewegt, als sie am Dienstag auf der Bühne der großen Gedenkveranstaltung für Nelson Mandela den Gast »von einer kleinen Insel« ansagte, »deren Volk für unsere Befreiung gekämpft hat«. Der so angekündigte Redner, Kubas Präsident Raúl Castro, erinnerte an den gemeinsamen Einsatz gegen das südafrikanische Rassistenregime. Der am vergangenen Donnerstag verstorbene Nelson Mandela selbst habe am 26. Juli 1991 bei seinem Besuch in Havanna erklärt, daß Kuba immer einen besonderen Platz im Herzen des südafrikanischen Volkes einnehmen werde. Sowohl Castro als auch Mbete erinnerten an die Schlacht von Cuito Cuanavale im Südosten Angolas. Damals hatten einheimische und kubanische Truppen gemeinsam mit Kämpfern der Befreiungsbewegungen ANC aus Südafrika und SWAPO aus Namibia den eingedrungenen Truppen Pretorias eine vernichtende Niederlage bereitet. Dieser Sieg öffnete den Weg zum Ende der Apartheid und zur Befreiung Mandelas.

US-Präsident Barack Obama, der als erster ausländischer Staatsgast nach UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu Wort kam, vermied konkrete Bezüge zum Widerstand des südafrikanischen Volkes, obwohl er bereits zu Beginn seiner Rede über Mandela behauptet hatte: »Sein Kampf war unser Kampf, sein Sieg war unser Sieg.« Statt dessen stellte er den Freiheitshelden in eine Reihe mit den »Gründervätern« der USA und mit Abraham Lincoln, während er sich zugleich von – namentlich nicht genannten – »zu vielen von uns« distanzierte, »die glücklich Madibas Erbe der Versöhnung umarmen, sich aber leidenschaftlich auch gegen bescheidenste Reformen wehren, die sich gegen chronische Armut und zunehmende Ungleichheit richten«. Zu viele Führungspersönlichkeiten der Welt verkündeten ihre Solidarität mit Mandelas Freiheitskampf, »aber dulden keinen Dissens in ihrem eigenen Volk«. Eine Freilassung politischer Gefangener in den USA wie Mumia Abu-Jamal, der vier noch inhaftierten Kubaner oder Leonard Peltiers kündigte er jedoch ebensowenig an wie ein Ende der Verfolgung von Edward Snowden oder die Einstellung der Überwachungsmaßnahmen seiner Geheimdienste.

Zehntausende Menschen waren in das 90000 Zuschauer fassende Fußballstadion von Johannesburg gekommen, um Abschied von Mandela zu nehmen. Stundenlang harrten sie in strömendem Regen aus, feierten den Verstorbenen mit Musik und Sprechchören und ließen sich von den Moderatoren – neben Mbete ANC-Vizepräsident Cyril Ramaphosa – nur widerwillig dazu bewegen, die Redner zu Wort kommen zu lassen. Mit offiziell an die 100 Staatsgästen gehörte die Trauerfeier zu einem der größten informellen Gipfeltreffen der politischen Geschichte und bot unter anderem Gelegenheit für einen kurzen Händedruck und Wortwechsel zwischen Obama und Castro. Zu den Anwesenden in Johannesburg gehörten Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro, Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff – die den Kampf Mandelas und des südafrikanischen Volkes als »ein Beispiel für alle Völker, die für Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit kämpfen« würdigte – Chinas Vizepräsident Li Yuanchao, Palästinas Staatsoberhaupt Mahmud Abbas und Bundespräsident Joachim Gauck.

Der Leichnam Nelson Mandelas wird am kommenden Sonntag in dem Dorf Qunu, in dem er als Kind aufwuchs, beigesetzt.

junge Welt

Was Obama nicht sagte

Der US-Geheimdienst CIA ermöglichte Südafrikas Rassisten 1962 die Verhaftung Nelson Mandelas. Es folgten 27 Jahre Haft
Von Volker Hermsdorf

Castro und Obama HandschlagHistorischer Handschlag in Johannesburg: Kubas Präsident Castro (M.) und sein US-Amtskollege Obama
Foto: AP Photo/SABC Pool

US-Präsident Barack Obama gehörte am Dienstag in Johannesburg zu den Trauerrednern für den verstorbenen südafrikanischen Freiheitshelden Nelson Mandela. Was er in seiner Ansprache nicht erwähnte: Es war der US-Geheimdienst, der Mandela Pretorias Rassisten ans Messer lieferte. Die CIA hatte der südafrikanischen Geheimpolizei die entscheidenden Hinweise gegeben, die am 5. August 1962 zur Festnahme Nelson Mandelas und seiner anschließenden 27jährigen Haft führten.

Nach dem Tod des früheren südafrikanischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers erinnerte das US-Nachrichtenmagazin Newsweek am vergangenen Donnerstag daran, wie die USA bei der Jagd auf Mandela in den 60er Jahren mitgemischt hatten. Washington war damals mit dem Apartheidregime durch ein militärisches Kooperationsabkommen eng verbunden. Die USA bezogen einen großen Teil des Urans für ihre Kernkraftwerke und atomare Aufrüstung von dort. Die Widerstandskämpfer des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) störten nicht nur die guten Geschäfte, sondern galten auch als Sicherheitsrisiko im Kampf gegen den Einfluß der sozialistischen Länder. Der ANC und seine Führer wurden von der US-Administration offiziell zu »Terroristen« erklärt. Senatoren, Kongreßabgeordnete und politische Mitarbeiter trugen am Revers Buttons mit der Aufschrift: »Hang Nelson Mandela and all ANC terrorists!«

Bereits kurz nach Mandelas Freilassung am 11. Februar 1990 hatte die in Johannesburg erscheinende Sunday Times enthüllt, daß ein CIA-Agent namens Millard Shirley die südafrikanische Geheimpolizei Anfang August 1962 auf die Spur Mandelas geführt hatte. Dem Bericht zufolge hatte der US-Dienst einen Spitzel in die Leitung des ANC in Durban eingeschleust und dessen Aktivitäten systematisch ausspioniert. Gerard Ludi, ein früherer südafrikanischer Geheimdienstagent, gestand dem Blatt, daß die eigenen Leute für ihre Aufgaben nicht ausreichend trainiert gewesen und deshalb von den US-Helfern unterstützt worden seien. »Ich vermute, daß Shirley die Informationen auf Anweisung seiner Regierung an die Südafrikaner gegeben hat, weil es im Interesse der USA lag, Mandela aus dem Weg zu räumen«, sagte Ludi.

Am 10. Juni 1990 bestätigten mehrere US-Medien die Berichte aus Südafrika. Die New York Times und die Chicago Tribune zitierten einen damaligen Regierungsbeamten, der sagte, daß er kurz nach Mandelas Festname von dem hochrangigen CIA-Mitarbeiter Paul Eckel mit folgenden Worten davon unterrichtet worden war: »Wir haben Mandela den südafrikanischen Sicherheitskräften überstellt. Wir haben sie über alle Details – Ort, Uhrzeit und welche Kleidung er trägt – informiert. Sie haben ihn aufgelesen. Das ist einer unserer größten Erfolge.« Der Beamte habe sein Schweigen erst nach knapp 30 Jahren gebrochen, weil er nach Mandelas Freilassung keinen Anlaß mehr für die Geheimhaltung gesehen habe, so die US-Nachrichtenagentur Cox News Service.

Obwohl Mandela noch bis zum 1. Juli 2008 auf ihrer »Terrorism Watch List« geführt wurde, änderten die USA nach seiner Freilassung und dem Zusammenbruch des Apartheidregimes offiziell ihren Kurs. Der damalige Präsident George Bush behauptete, daß die US-Regierung immer den Kampf Mandelas gegen den Rassismus unterstützt und sich stets gegen seine Inhaftierung ausgesprochen habe. Diese Version verbreitet die offizielle US-Politik bis heute. Auch Barack Obama knüpfte an diese Lüge an. Bei seinem Südafrika-Besuch im vergangenen Juli stieß er nicht zuletzt deswegen immer wieder auf heftige Proteste. Sein angebliches Vorbild Nelson Mandela hat er persönlich nie zu Gesicht bekommen. Nun erwies der US-Präsident einem Revolutionär die Ehre, der 27 Jahre seines Lebens hinter Kerkermauern verbringen mußte, weil die CIA dem Rassistenregime bei seiner Verfolgung und Ergreifung geholfen hat.

junge Welt

»Ehre und ewiger Ruhm«

Rede des kubanischen Präsidenten Raúl Castro Ruz bei der Trauerfeier für Nelson Mandela am Dienstag in Johannesburg:

Präsident Jacob Zuma, Familie Nelson Mandelas, Hoheiten und Würdenträger, Brudervolk Südafrikas! Wir gedenken gerührt Nelson Mandelas, dem ultimativen Symbol der Würde, der unnachgiebigen Selbstaufopferung im revolutionären Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit, Propheten der Einheit, der Versöhnung und des Friedens.

Gemeinsam mit seinen Kampfgenossen führte Mandela sein Volk in die Schlacht gegen die Apartheid, um den Weg in ein neues, nicht-rassistisches Südafrika zu ebnen, vereint auf der Suche nach Gleichheit und Wohlstand für all seine Kinder – eine Nation, die die Folgen des Kolonialismus, der Sklaverei und der Rassentrennung überwindet.

Ein Beispiel für Integrität und Beharrlichkeit begann er mit der Ausrottung der Armut, der Bekämpfung der Ungleichheit und der Schaffung von Chancen für alle.

Mandela bleibt ein unübertreffbares Beispiel für Lateinamerika und die Karibik, welche zur Einheit und Integration voranschreiten, zum Wohle ihrer Völker, ihre Unterschiede achtend und überzeugt davon, daß allein der Dialog und die Zusammenarbeit den Weg für die Überwindung von Differenzen darstellen. Nur so ist ein zivilisiertes Nebeneinander aller möglich, auch wenn sie unterschiedlich denken. Mandelas Leben lehrt uns, daß nur die gemeinsamen Anstrengungen aller Nationen die Menschheit befähigen werden, die großen Herausforderungen zu meistern, welche ihre gesamte Existenz bedrohen.

Kuba, durch dessen Adern afrikanisches Blut fließt, ist ein Land, das im Unabhängigkeitskampf geboren wurde, im Kampf um die Abschaffung der Sklaverei. Und wir hatten das Privileg, Seite an Seite mit den afrikanischen Nationen zu kämpfen und zu wirken.

Niemals werden wir Mandelas Huldigung unseres gemeinsamen Kampfes vergessen. Anläßlich seines Besuchs in unserem Land am 26. Juli 1991 sagte er: »Das kubanische Volk hat einen besonderen Platz im Herzen des südafrikanischen Volkes.«

Ich erinnere mich in diesen Zeiten auch an die gegenseitige Bewunderung, die ihn mit Fidel Castro verband, ein Symbol der Brüderlichkeit zwischen Afrikanern und Kubanern. Fidel sagte: »Nelson Mandela wird nicht in die Geschichte eingehen, weil er 27 Jahre in Folge im Gefängnis verbracht hat, ohne jemals seinen Idealen abzuschwören. Er wird in die Geschichte eingehen, weil er trotz der unfairen Strafe in der Lage war, seine Seele vom Gift des Hasses zu säubern und aufgrund seiner Großherzigkeit und Weisheit, welche ihn in Siegeszeiten dazu befähigte, begabt sein selbstloses und heldenhaftes Volk zu führen, im Wissen, daß das neue Südafrika nicht auf Haß und Rache aufgebaut werden kann.«

Nelson Mandela und dem heldenhaften Volke Südafrikas Ehre und ewiger Ruhm!
Übersetzung: Zoran Sergievski

junge Welt

Die Nachrichtenagentur dpa verbreitete auszugsweise die Rede von US-Präsident Barack Obama:

An Graca Machel und die Familie Mandela. (…) Es ist eine einzigartige Ehre, hier heute bei euch zu sein, um ein Leben zu feiern, das wie kein anderes war. An die Menschen Südafrikas – Menschen jeder Hautfarbe und aus jeder Gesellschaftsschicht – die Welt dankt euch dafür, daß ihr Nelson Mandela mit uns geteilt habt. Sein Kampf war euer Kampf. Sein Triumph war euer Triumph. Eure Würde und Hoffnung fand ihren Ausdruck in seinem Leben, und eure Freiheit und Demokratie sind sein geschätztes Erbe.

Es ist schwierig, eine Lobrede auf einen Menschen zu halten. (…) Wieviel schwieriger ist es, dies für einen Giganten der Geschichte zu tun, der eine Nation der Gerechtigkeit näherbrachte und dabei Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt bewegte. Während des Ersten Weltkrieges wurde er fern der Machtzentren geboren, ein Junge der Vieh hütete und von den Ältesten seines Thembu-Stammes erzogen wurde – doch sollte Madiba zum letzten großen Befreier des 20. Jahrhunderts werden. Wie Gandhi führte er eine Widerstandsbewegung an – eine Bewegung, die zu Beginn kaum Aussicht auf Erfolg hatte. Wie (Martin Luther) King verlieh er den Forderungen der Unterdrückten und der moralischen Pflicht zur Gerechtigkeit zwischen Schwarz und Weiß eine kraftvolle Stimme. Er erdulte eine grausame Inhaftierung, die in der Zeit von Kennedy und Chruschtschow begann und in den letzten Tagen des Kalten Krieges endete. Als er ohne Einsatz von Gewalt aus dem Gefängnis kam, hielt er – wie Lincoln – sein Land zusammen, als es drohte, auseinanderzubrechen. (…)

Mandela lehrte uns die Macht des Handelns, aber auch die Gedanken, wie wichtig Vernunft und Argumente sind, er lehrte uns die Notwendigkeit, nicht nur jene zu studieren, denen man zustimmt, sondern auch diejenigen, die man ablehnt.

(…) Er lernte die Sprache und die Gebräuche seiner Unterdrücker, damit er ihnen eines Tages besser verständlich machen konnte, daß ihre eigene Freiheit von seiner abhängt. (…) Es brauchte einen Mann wie Madiba, um nicht nur den Gefangenen zu befreien, sondern auch den Gefängniswärter. Um zu zeigen, daß wir anderen vertrauen müssen, damit sie uns vertrauen. (…)

Auch wir müssen für die Gerechtigkeit handeln. Auch wir müssen für den Frieden handeln. Es gibt zu viele von uns, die Madibas Erbe von der Versöhnung der Ethnien gerne annehmen, aber sich mit aller Kraft sogar gegen kleine Reformen gegen Armut und wachsende Ungleichheit stemmen. Es gibt zu viele Anführer, die behaupten, solidarisch mit Madibas Freiheitskampf zu sein, aber von ihrem eigenen Volk keinen Widerspruch dulden. (…)

junge Welt