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Humanitäre Cuba Hilfe e.V.  
Medizinische Hilfslieferungen, humanitäre, kulturelle und politische Projekte, Informationsarbeit

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HCH: Humanitäre Cuba Hilfe
- ein Stück menschlicher Solidarität jenseits politischen Kalküls und ideologischer Starre, Begegnungen zwischen Menschen -


Cubanischer Oldtimer Cubanische Kinder spielen Schach Trombonespieler auf Cuba Cubanische Hausansicht Aufforderung das Embargo zu stoppen


Das Gesundheitswesen in Cuba
(Teil 1 von 4)

Im Oktober 1981 meldeten die kubanischen Tageszeitungen: "Vencida la fiebre", Sieg über das Fieber.

Gemeint war das Denguefieber, mit Gliederschmerzen, Ausschlag und oft blutigen Entzündungen. Diese Tropengrippe, übertragen durch die Aedesmücke, forderte eine Todesbilanz von 150 Menschen, meist Kinder. Erst ein mehrmonatiger Intensivkampf unter Einsatz aller Massenorganisationen bannte die Gefahr, wie schon früher Impfaktionen die Diphtherie und die Kinderlähmung sowie die Ausrottung der Malaria( 1967). Mit zum Erfolg trug aber auch das gut durchorganisierte Gesundheitswesen bei.

In Kuba existiert bekanntlich ein staatliches Gesundheitssystem mit einer recht gut funktionierenden hierarchischen Organisationsstruktur und klaren Aufgabenteilung und Vernetzung der verschiedenen Ebenen. Steht im reichen Norden , so auch in der BRD, in der Medizin Begriffe wie Wirtschaftlichkeit, Marktwirtschaft , High Tech, Konsum- und Wohlfühlmedizin im Vordergrund, liegt in Kuba der Schwerpunkt auf einer menschenorientierten vorbeugenden Medizin, die allen in gleichem Maße zur Verfügung steht ohne unnötigen Schnick-Schnack und Statussymbole.

In der „Erklärung von Havanna“ am 2.9.1960 legte Fidel Castro die Basis des kubanischen Gesundheitswesen fest. Es basiert auf einem der ethischen Grundprinzipien der Revolution, nämlich dem Recht auf Befriedigung elementarer Bedürfnisse wie Ernährung, Obdach und Versorgung mit essentiellen gesellschaftlichen Ressourcen wie Bildung, Arbeit, Alters- und Gesundheitsversorgung. Und dass der kubanische Staat diese Ziele ernst nimmt, sieht man unter anderem daran, dass Kuba inzwischen eine größere Dichte an Ärzt*innen als die USA oder die BRD hat: Kuba 8/1000Einwohner, BRD 4/1000 E., USA 3/1000 E.

Die Lebenserwartung sowie die Kinder- und Müttersterblichkeit entsprechen denen der entwickelten Länder. Kubaner sterben wie in den Industrienationen meist an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder an Krebs. Nach dem CIA Factbook 2019 lag die Säuglingssterblichkeit (bis zum Ende des 1. Lebensjahres) 2018 in den USA bei 5,7/1000, in Kuba bei 4,4/1000. Sie ist weniger als halb so groß wie die der farbigen Bevölkerung in den USA und das bei deutlich geringeren Mitteln. Auch die für die Kinder gefährlichen Durchfallerkrankungen konnten durch größerer Hygiene und bessere Lebensmittelversorgung besiegt werden. Ferner erhält jedes Kind bis zum Alter von 7 Jahren eine garantierte tägliche Milchration. Kaum einem kubanischen Kind fehlen seine 13 Impfungen (1999), einschließlich Hepatitis und Meningitis. Und die Impfstoffe werden in Kuba selbst hergestellt und sogar exportiert!!

Die Bettenzahl wurde von 28.000 im Jahre 1959 auf 72.000 in den 90iger Jahren aufgestockt und liegt derzeit bei etwa 60000 Betten.

Dieses kubanische Gesundheitswesen wird von zahlreichen internationalen Experten als vorbildlich bezeichnet, insbesondere auch von der Weltgesundheitsorganisation, dem welthöchsten Gremium in Gesundheitsfragen. Das in Kuba Erreichte und Entworfene beeinflußte sogar die Entwicklung von Maßstäben und Leitlinien dieser WHO .

Besonders die früher stark vernachlässigten ländlichen Gebiete verfügen heute über eine ausreichende Zahl von Polikliniken und Krankenhäusern. Ganz Kuba ist in Sektoren (areas) aufgeteilt, deren Bewohner in immer breiterem Maße von den medicos de la familia, den Familienärzten, versorgt werden. Zusammen mit einer Krankenschwester betreut ein Familienarzt/familienärztin jeweils 120-130 Familien, also 600-700 Personen, in seinem/ihrem Wohnbezirk. Dabei sind Arztwohnung und Praxis meist im gleichen Haus untergebracht. Zu seinen Aufgaben gehören neben der täglichen Gesundheitsfürsorge speziell auch die Schwangeren-, Kleinkind- sowie Altenbetreuung (Sozialmedizin). Wichtige weitere Tätigkeitsaspekte sind die präventive Medizin und die Rehabilitation. Das Familienarztprogramm wurde 1984 eingeführt und schnell ausgeweitet. Bis Ende 1994 wurden bereits 94 % der Bevölkerung von Familienärzten versorgt, derzeit sind es über 99 Prozent. Diese Grundversorgung umfaßt auch die ländlichen Gebiete, selbst entlegene Bergregionen. Gesundheitsposten existieren außerdem in Kindereinrichtungen, Schulen, Hotels und vielen Arbeitszentren.

Bereits 1963 begann man mit der Einrichtung multidisziplinärer Polikliniken mit zahnärztlichen Abteilungen. Die Zusammenarbeit mit den Familienärzten ist sehr eng, auch in Sachen Fortbildung und Auswertung der Behandlungsdaten der Familienärzte.

Die medizinische Versorgung ist kostenlos in Kuba. Medikamente müssen teils mit einem geringen, mehr symbolischen Obulus bezahlt werden. Vor der Revolution wurden 50 % des pharmazeutischen Marktes von ausländischen Firmen beherrscht. 1992 wurden 80 % der Mittel im Lande selbst hergestellt, die vorhandenen 40.000 Medikamente wurden auf 500 reduziert.

Vorsorge wird im kubanischen Gesundheitssystem groß geschrieben. Zum gesetzlich festgelegten Mutterschutz gehören 6 Wochen Arbeitsfreistellung vor und 12 Wochen nach der Geburt - bei Lohnfortzahlung und Arbeitsplatzgarantie.

Aber auf Grund der brutalen, menschenverachtenden Blockadepolitik der USA ist es nach wie vor schwer, diesen Stand zu halten oder ihn sogar noch auszubauen. Moderne Medikamente, Reagenzien, Laborgeräte und anderes modernes Equipment auf dem Weltmarkt zu kaufen, gestaltet sich zunehmend als schwierig.

2017 stimmten nur die USA und Israel für die Aufrechterhaltung der Blockade, 191 Mitgliedsländer der UNO dagegen. Und es wird Zeit, dass die Blockade aufgehoben wird und die USA für die angerichteten Schaden in hoher Milliardenhöhe zahlen, von verlorenen Menschenleben und unnötigem Leiden für viele Menschen in Kuba einmal ganz zu schweigen.

Dr. med. Klaus-U. Piel