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Humanitäre Cuba Hilfe e.V.  
Medizinische Hilfslieferungen, humanitäre, kulturelle und politische Projekte, Informationsarbeit

www.hch-ev.de

HCH: Humanitäre Cuba Hilfe
- ein Stück menschlicher Solidarität jenseits politischen Kalküls und ideologischer Starre, Begegnungen zwischen Menschen -


Cubanischer Oldtimer Cubanische Kinder spielen Schach Trombonespieler auf Cuba Cubanische Hausansicht Aufforderung das Embargo zu stoppen


Bericht über die Kuba-Gruppenreise 2023

Donnerstag, 20.04.2023

Auf der letzten Sitzung der HCH  wurde über die verschiedenen Aktivitäten, die während der Reise unternommen wurden, berichtet und Fotos dabei präsentiert.

Viele weitere Bilder zur Gruppenreise in der Galerie.

Hier ist eine Zusammenfassung.

Quisicuaba und Farmacia in Pinar del Rio:

Es berichteten Regina und Walter Groß:

Quisicuaba ist eine interreligiöse-soziokulturelle Einrichtung, die 1939 von den Großeltern von Enrique Alemann, dem heutigen Leiter der Einrichtung, gegründet wurde. Es werden u.a. täglich soziale Projekte wie Veranstaltungen für Senioren, Aufklärung gegen Gewalt gegen Frauen und für HIV Infizierte durchgeführt. Es werden täglich bis zu 3 500 Speisen an Bedürftige ausgeteilt, die im Haupthaus gekocht, verteilt und zum Teil mit Bicitaxis nach Hause zu immobilen Bedürftigen gebracht werden. Insbesondere in der Pandemie war dieser Lieferservice sehr wertvoll. Aktuell wird die Küche erweitert. Die Baustelle wurde besichtigt. Neben dem Besuch von Quisicuaba wurde eine benachbarte Familienarztpraxis besucht. 2 ÄrztInnen und 2 Krankenschwestern versorgen den Stadtteil, wohnen unmittelbar an der Praxis und stehen 7 Tage die Woche zur Verfügung. Insbesondere werden regelmäßig Hausbesuche durchgeführt. Es besteht eine reine Papierdokumentation. Die Einrichtung war gerätetechnisch eher spärlich ausgestattetet, jedoch werden die Patient*Innen bei speziellen Fragestellungen an die Poliklinik überwiesen.

Darüber hinaus wurde von Quisicuaba ein Landwirtschaftsprojekt in San Antonio de los Baños ins Leben gerufen, das wir besichtigen konnten. Gladys Aillon begleitete uns und erklärte das Projekt, dass in einer ehemaligen Landschule untergebracht ist. Es soll zum einen eine Reintegration von hilflosen Erwachsenen stattfinden, zum anderen soll die Suppenküche in Havanna mit Obst und Gemüse sowie Eier, Hühner u.a. aus Eigenanbau versorgt werden. Aktuell befindet sich das Projekt im Aufbau. Es werden noch Gerätschaften und ein Traktor gebraucht.

In Pinar del Rio wurden wir von Abel Morjon Gala begleitet. Es wurde das Projekt Farmacia, das von Juan Carlos gegründet wurde, besucht. Es werden Kinder und Jugendliche jeden Samstag in Malen und Zeichnen unterrichtet.in der Woche an einigen Tagen auch in Pinar de Rio. Gleichzeitig dient das Malen und Zeichen auch der Bewältigung von Problemen (Maltherapie – daher der Name Farmacia / Apotheke). Es werden für das Projekt Papier, Stifte, Farben u.a. benötigt.

Interbrigadas in Vinales und KarEn Projekt in Soroa:

Es berichteten Jutta und Arne Laerum:

Die Interbrigadas sind ein Projekt für Jugendliche bzw. junge Erwachsene, die vor Ort ein Landwirtschafts-, Naturschutz- und Sozialprojekt mitgestalten. Aktuell wurden u.a. Zimmer für die nächsten Interbrigadas und Gäste gebaut, ein Treffpunkt für Austausch und Sportaktivitäten für die Menschen vor Ort betreut. Am Abend gab es eine sehr schöne Fiesta Cubana.

KarEn ist ein Projekt zur Elektrifizierung von ländlichen, abgeschiedenen Regionen mittel Solarenergie. Wir konnten die Anlage und einen Solar betriebenen Hof besuchen. Auch dieses Projekt war sehr engagiert geführt und sehr beeindruckend.

Neonatologie im Krankenhaus Coro in Havanna:

Es berichtete Heidi Bösel:

Wir konnten die Frühgeborenen Station besichtigen. Es war eine beeindruckende, gut ausgestattete Station, insbesondere durch den Einsatz von Rainer Lindemann / Cuba si. Es können somit Frühchen schon ab der 28. Schwangerschaftswoche durchkommen.

Museen / Capitolio in Havanna:

Es berichteten Moni Rode und Jürgen Kelle:

Bericht Museen und Besuch Capitolio

  1.  Centro Fidel Castro Ruz (Moni)
  2.  Museum der Anklage (Museo de la denuncia)
  3.  Capitolio

Im Capitolio erhielten wir einen langen Vortrag über den Aufbau der Regierung sowie das Wahlsystem. Im Hinblick auf die zu diesem Zeitpunkt noch ausstehende Wahl war der Vortrag interessant und lehrreich. Weitere Informationen auch über die Abgeordneten können auf der Homepage des Capitolio nachgelesen werden https://www.parlamentocubano.gob.cu/estructura.

Das Museum Fidel Castro zeigte in hochmodernem Design und Technik das Leben und Werken von Fidel Castro. Das Museum de la Denuncia stand diesem in keiner Weise nach. Dort wurde über die vielen Versuche, die Revolution zum Scheitern zu bringen, eindrücklich berichtet.

Zu 1: Centro Fidel Castro Ruz

Fidels letzter Wille war, dass kein Personenkult um ihn gemacht werden soll.

Deshalb sollen für den Revolutionsführer weder Denkmäler gebaut noch Straßen, Plätze oder Institutionen nach ihm benannte werden.

Darüber gibt es ein Gesetz.

Eine Ausnahme lässt das Gesetz allerdings zu: Sollte ein Institut zur historischen Forschung über Castro gegründet werden, darf dieses nach ihm benannt werden.

Im Dezember 2021 eröffnete in einer schönen großen Villa in Vedado das Kulturzentrum Centro Fidel Castro Ruz.

Das Zentrum ist mit einer Bibliothek, einem Amphitheater im schönen Garten und einer umfangreichen, teils interaktiv gestalteten Ausstellung über die Revolution und das Lebenswerk Fidels ausgestattet.

Es finden dort Studien- und Kulturveranstaltungen statt.

Bei unserem Besuch waren zahlreiche Gäste dort. Einzelpersonen, Gruppen und etliche Schülergruppen.

Die Themen werden nach neuesten museumsdidaktischen Kenntnissen präsentiert.

Beispiel: Für Jugendliche besonders interessant: die Abläufe der Kämpfe um die Schweinebucht in Form eines computersimulierten Spiels…

Im ganzen Land ist die Bedeutung und die damit verbundene Verehrung für Fidel sichtbar. Beispiel: im Tagesraum einer Altenbegegnungsstätte war an der Wand hinter dem Fernsehen ein selbstgemachtes Plakat mit einem Text von Fidel und einem Bild von ihm angebracht.

Fotos: Autor

Zu 2: Museum der Anklage (Museo de la denuncia)

Dieses auch sehr moderne und in seiner Darstellungsform ebenfalls sehr abwechslungsreiche Museum hat als Aufgabe, die vielen US-amerikanischen Terroranschläge, Attentate, Destabilisierungsversuche und Diversionsakte sowie den medialen Krieg gegen Kuba darzustellen.

Wichtige Kennzahlen:

  • 5780 terroristische Aktionen gegen Kuba zwischen 1961 und 1963,
  • 581 terroristische Aktionen gegen kubanische Einrichtungen und Personen im Ausland
  • 637 Attentate auf Fidel Castro (ohne Erfolg)
  • 21 Luftangriffe der CIA, um bewaffnete Banden nach der Revolution zu unterstützen
  • 11 Bombenattentate durch CIA-Agenten auf touristische Einrichtungen 1997
  • 14000 Kinder wurden während der Operation Peter Pan von ihren Familien getrennt und nach den USA gebracht
  • 98 entführte Flugzeuge, einschließlich 34 Passagierflugzeuge, nicht zu vergessen das Attentat auf ein kubanisches Flugzeug in Barbados mit 57 toten Kubanern und insgesamt 73 Todesopfern.

Insgesamt klagen 3478 Tote den US Imperialismus an, wurde im Eingangsbereich
sehr eindrücklich nahe gebracht.

Bilder zu 2 und 3

Fotos: Autor

Zu 3: Besuch Capitolio

Wir wurden empfangen von dem Direktor für Kommunikation, Familienarzt Dr. Jesús Rafael Moré (?), der die Beziehungen zu Ländern der EU koordiniert.

Er stellte in seinem Vortrag das parlamentarische und demokratische System Kubas vor sowie die gesetzgeberischen Verfahren. Wichtigstes Ziel ist dabei, die Bevölkerung soweit wie möglich an den gesetzgeberischen Tätigkeiten teilhaben zu lassen sowie die Wahlen so transparent wie möglich zu gestalten. Das System der Wahlen und Gesetzgebung sind komplett anders gestaltet als bei uns, Wahlen sind Persönlichkeitswahlen, keine Parteiwahlen. Es gibt keinen Wahlkampf sondern entscheidend ist die Meinungsbildung vor Ort in den Bezirken der 168 Gemeinden (Municipios). In der letzten (9.) Legislatur waren 38% der Abgeordneten Mitglied der PCC.

Er ging auf die Wichtigkeit der anstehenden Wahl zum Parlament ein.

Wichtigster Unterschied: die Abgeordneten sind ehrenamtlich tätig, d.h. tagsüber beruflich aktiv; es gibt nur 13 hauptamtliche Angeordnete, die das normale Gehalt ihres Berufes beziehen.

Kuba gehört der interparlamentarischen Organisation an, aber erleidet auch hier Restriktionen durch die Blockade und durch die damit verbundenen finanziellen Restriktionen (kein Hotel wegen Blockade; Hotelbuchungen ohne Barzahlung, oder Überweisungen unmöglich etc. etc.)

Bzgl. der Beziehungen zur BRD führte er aus, dass längere Zeit durchaus sachliche Beziehungen bestanden, aber in letzter Zeit beim Besuch von deutschen Parlamentariern ein ausgesprochen undiplomatisches Vorgehen seitens der deutschen Politiker erfolgte, in dem sie sich am kubanischen Parlament vorbei mit Vertretern der dissidentischen Opposition trafen und so sich in innere Angelegenheiten Kubas einmischten.

Hier noch ein paar interessante Informationen (alles kann hier gar nicht dargestellt werden). Entsprechend der Grüße der Gemeinden wird die Abgeordnetenzahl festgelegt.

Wahlen: Kandidatenlisten mit bis zu 8 Vorschläge werden von der Kandidaturkommission vorgeschlagen; es finden in den Bezirken der Gemeinden die Kandidatendiskussionen statt.

50% der Kandidaten werden von der Basis , 50% der Kandidaten werden von verschiedenen Massenorganisationen aufgestellt.

In der bisherigen 9. Legislatur gab es 605 Abgeordnete, davon 53,6% Frauen und 11 parlamentarische Kommissionen, die ganzjährig arbeiten. In der neuen Legislatur sollen es 488 Abgeordnete sein, was eine größere Belastung für sie darstellt, aber für mehr Gleichgewicht zwischen den Gemeinden sorgen soll.

Der von der vom Parlament (ANPP – Asamblea Nacional de Poder Popular = Nationalversammlung der Volksmacht) gewählte Staatsrat hat 24 Mitglieder.
Gesetzgebungsverfahren: alle Gesetze werden möglichst breit in der Bevölkerung diskutiert. Abgeordnete sollen alle 3 Monate Rechenschaft in ihren Wahlkreisen ablegen, was eine sehr große Belastung für die Abgeordneten darstellt und besonders in der Pandemie große Probleme bereitete.

Finlay Impfinstitut in Havanna:

Es berichtete Regina Mertens:

Im Finlay Institut erhielten wir tiefere Einblicke in die Entwicklung des Impfstoffes Soberana gegen Covid sowie die Schwierigkeiten in der Durchführung der Impfung aufgrund des Fehlens von Spritzen und Kanülen, der Blockade geschuldet. Durch u.a. die Hilfe von Medicuba Europa und somit auch der HCH konnten die Impfkampagnen erfolgreich und flächendeckend durchgeführt werden. Es wird dort gemeinsam mit anderen Instituten an weiteren Impfstoffen (u.a. gegen Dengue) geforscht.

Inor Krankenhaus / Onkologie und ISAR Kunsthochschule in Havanna:

Es berichtete Klaus Piel:

Im Inor Krankenhaus konnten wir Einblicke in die Kinderonkologie erhalten. Insbesondere berührte die Aussage des leitenden Arztes der Onkologie, dass alles auch der kleinste Tupfer gebraucht wird, da durch die Blockade die medizinische Versorgung der Menschen, vor allem in der Kinderonkologie, äußerst kritisch ist. Auf das Krankenhaus wurden wir im Vorfeld der Reise aufmerksam gemacht durch das neue Mitglied Andrea Sunder-Plassmann, Kunstprofessorin, die dort ein Projekt der Kunsttherapie für an Krebs erkrankte Kinder gemeinsam mit der Kunsthochschule ISA plant. Im INOR konnten wir den renovierungsbedürftigen Raum für die Kunsttherapie besichtigen. Durch den Besuch der Kunsthochschule ISA, die einen neuen Studienzweig „Bienestar“ (Wohlbefinden) gegründet hat, wurden die Absichten, das gemeinsame Projekt voranzutreiben, gefestigt. Wir konnten einige Gebäude der Kunsthochschule besichtigen, die im Film Yuli, den der HCH-Filmclub am 20.4. zeigen wird, zu sehen sind.

Casiguaya in Havanna und Tanzevents:

Es berichtete Sandra Schmidt:

Ältere und beeinträchtige Frauen arbeiten ein Handarbeitsprojekt zur Beschäftigung und Reintegration. Es werden auch sämtliche Materialien recycelt. Es wurden bereits Nähmaschinen von Seiten der HCH geliefert. Es werden weitere, ältere (nicht neue!) Maschinen, auch zum Bordüren, benötigt, gerne auch Kleidung, die dann recycelt werden kann. Es wurde dann noch eine benachbarte Tagespflege für Senioren besucht, die dort regelmäßige Mahlzeiten und Beschäftigungen erhalten.

Darüber hinaus wurden eine Salsa – und eine afrokubanische Tanzshow besucht, die Sandra und ihr Freund Joan dankenswerterweise organisiert hatten.

Gespräch mit Aleida Guevara, Besuch der ELAM und ICAP Besuch in Havanna:

Es berichtete Ulli Böcker:

Das Gespräch mit Aleida Guevara gab sehr persönliche Einblicke in die Zeit ihrer Kindheit und Erlebnisse mit ihrem Vater. Sie berichtete über die Errichtung des Che Guevara Museums, das vor allem für Kinder und Jugendliche gedacht sei. Sie führte auch in die politischen Schwierigkeiten, die aktuell auch die Wahlen überschatten einschl. der verheerenden Situation bzgl. Nahrung, Wohnung und Medikamente aufgrund der Blockade. Die Probleme sollten ihrer Meinung nach mehr offen diskutiert werden, um die Bevölkerung besser über die Politik z.B. der Förderung des Hotelbaus, damit des Tourismus und Einbringung von Devisen zu informieren.

Die ELAM ist eine internationale Medizinhochschule, an der über 30 000 StudentInnen aus den verschiedensten Ländern, vorwiegend aus Entwicklungsländern, ein Medizinstudium bereits abgeschlossen haben. Wir konnten mit einer deutschen Studentin über die Struktur, die Vor- und Nachteile bzw. Probleme sprechen.

Beim ICAP wurde ein hochemotionaler Vortrag von Fernando, einer der 5 Helden, gehalten bzgl. der Blockadesituation und der angespannten Situation im In- und Ausland.