Romper el silencio – das Schweigen brechen
Die Rundreise „Henry Reeve“ 2011 des Netzwerk Cuba
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Am Anfang stand die Idee, die weltweite internationale Hilfe Cubas am Beispiel Haiti durch Einladung einer haitianischen Ärztin oder Arztes der Brigade Henry Reeve in Deutschland und in Europa bekannter zu machen. Gleichzeitig sollte auch die ELAM, die internationale Medizinhochschule in La Habana vorgestellt werden, an der mehr als Zehntausend junger Menschen aus prekären Verhältnissen nicht nur aus Ländern der sogenannten dritten Welt sondern auch aus den USA kostenlos Medizin studieren.
Unser Ziel war, dem negativen Medienbild Cubas und den vielen Lügen über Cuba etwas Konkretes, Positives und auch Emotionales entgegenzusetzen und damit auch andere Kampagnen zu beflügeln, z. B . den Kampf um die Miami 5, aber auch den Kampf um die Herzen und Köpfe der Menschen. Es sollte über die Ethik und das Menschenbild der cubanischen Revolution authentisch berichtet werden und über das unglaubliche Ausmaß , die Effizienz und die Nachhaltigkeit der cubanischen humanitären Hilfe. Als Vater dieser Idee übertrug mir das Netzwerk die ehrenvolle Aufgabe, diese Reise zu organisieren. Dies machte multiple Bemühungen in Cuba und in der BRD notwendig.
Es wurde uns von cubanischer Seite Dr. Jean Piere Brisma aus Haiti vorgeschlagen, eine Wahl, die wir nie bereut haben. Er war einer der ersten, die kostenlos an der Lateinamerikanischen Medizinhochschule in Havana (ELAM) studieren konnten. Danach weitere Spezialisierung und auch Lehrtätigkeit. Von 2006-2008 Vizedirektor des Krankenhauses Jacmel in Haiti und Gründungsmitglied des neuen Gesundheitszentrums in Bainet im Südosten Haitis. Teilnehmer in der cubanischen Ärztebrigade Henry Reeves 2010 in Haiti nach dem Erdbeben. Derzeit kostenlose Facharztausbildung zum Kardiologen in Santiago de Cuba. Ab Dezember 2011 ärztliche Tätigkeit in Haiti.
Aber wir suchten zur Komplementierung noch einen cubanischen Arzt mit Erfahrung in internationalen Einsätzen und ggf. deren Koordinierung und darüber hinaus mit einem breiten und profunden Wissen über das cubanische Modell und seine Hintergründe. So stießen wir auf Dr. Víctor Manuel Rodríguez Guevara, von Hause aus Gerichtsmediziner. Er leitete die erste cubanische Hilfsaktion 1998-2000 in Haiti. Anschließend war er in Cuba u.a. als Gesundheitsminister der Provinz Las Tunas und auch in Afrika tätig. Derzeit ist er Ressortleiter im cubanischen Gesundheitsministerium/ Bereich Internationale Beziehungen. Victor Manuel hat einen umfassenden Überblick über das cubanische Gesundheitswesen, die weltweiten humanitären Einsätze Cubas und wie wir bei der Rundreise erleben konnten, Kenntnisse weit über diesen Rahmen hinaus. Schnell wurde ein Zeitfenster bestimmt und die Soli-Cuba-Gruppen in der BRD hinsichtlich der geplanten bundesweiten Veranstaltungen und deren Rahmenbedingungen informiert.
Leider konnten nicht alle berücksichtigt werden. Auch die
Gruppen im benachbarten Ausland wurden informiert. Einige
bemühten sich noch um Veranstaltungen in ihren Heimatländern,
aber dies gab der knappe Zeitplan nicht her. Immerhin waren 11
Veranstaltungen in 13
Tagen von den Gästen zu stemmen, die
diese „Mission“ konditionell stark und thematisch
souverän
meisterten.
Das Netzwerk Cuba –informationsbüro- e.V. trug die Kosten für
die Flüge, die Krankenversicherung, die Kosten für die Bahn, für
Plakate, Flyer und ein Taschengeld von jeweils 200 €. Ferner
entwickelten wir ein Musterflugblatt für die lokalen
Veranstalter. Diese wiederum trugen die Kosten für die
Übernachtung und Verpflegung der Gäste und mussten
sich um
die Dolmetscherei und einen gewissen technischen Standard des
Veranstaltungsortes kümmern.
Ein Großteil der Kosten ist
durch Spenden der Gruppen und von Einzelpersonen wieder
reingekommen. Das Netzwerk Cuba freut sich natürlich zur
Entlastung des eigenen Kontos über weitere Spenden und als
Anreiz für weitere Rundreisen, die wir bereits gedanklich
vorbereiten.
Um es vorwegzunehmen, es konnten nach der Auswertung von 10
von 11 Veranstaltungen
knapp 2000 € für die Arbeit der
cubanischen Ärzte in Haiti gesammelt werden.
Zu den Veranstaltungen kamen zwischen 20 und 70 Besucher,
spürbar bewegt und beeindruckt von der Solidaritätsarbeit Cubas,
den emotionalen Bildern des Filmes , aber auch von der Qualität
der Referenten und ihrer Präsentation. Sicherlich zukünftige
Multiplikatoren.
Erfreulich auch, dass es auf lokaler Veranstaltungsebene wie
gewünscht zu breiten Bündnissen kam. Dies tut der Cubaarbeit gut
durch bessere Vernetzung auf lokaler und überregionaler Ebene
und weit darüber hinaus. Ein wichtiger Input also. Außerdem
bestand auf der Rundreise die Möglichkeit sich näher
kennenzulernen und mögliche gemeinsame Ziele zu definieren .
Denn Soli-Cuba-Arbeit umfasst viele globale politische,
philosophische, ökologische und auch kulturelle Themen, die auch
in anderen Gruppierungen als Schwerpunkte gesehen werden- eine
andere Welt ist möglich. Und wir müssen dafür kämpfen in
möglichst breiten Bündnissen.
Und jetzt noch einige Infos und Bilder zu den lokalen Veranstaltungen:
Veranstaltungsübersicht:
14.9. Saarbrücken
Restaurant ATSV-Halle Saarbrücken, Lulustein 5-9, Beginn 19.00
15.9. Konstanz Treffpunkt Petershausen, Georg Elser-Platz 1,
Beginn 19.30.
16.9. Bad Kreuznach Hildegardiszentrum,
Bahnstraße 26, Beginn 19
17.9. Oberhausen Linkes Zentrum,
Elsässerstr. 19, Beginn 18.30
19.9. Bochum Kulturbahnhof Bochum Langendreer, Wallbaumweg 108,
Beginn 19.30
20.9. Bremen Kulturzentrum Paradox,
Bernhardstr. 10-12, Beginn 20
21.9. Hamburg Werkstatt 3,
Saal, Nernstweg 32-34, Beginn 19.30
22.9. Beverungen IG
Metall Bildungsstätte, Elisenhöhe, 37688 Bev.-Drenke, Beginn
19.30
23.9. Göttingen: ver-di Büro, Sitzungsraum
Groner-Tor-Str. 32 Beginn 19.00
24.9. Berlin Instituto
Cervantes Berlin, Rosenstr. 18-19, Beginn 19.30
25.9.
Frankfurt Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5, Beginn 18.30
14.9. Saarbrücken 15.9. /
Konstanz / Skulpturen von Peter Lenk
Die ersten Veranstalter hatten es nicht so leicht. Zum einen
kamen die Plakate relativ spät, zum anderen konnte der Film
„Luciérnagas en la noche“ (Glühwürmchen in der Nacht)
erstmalig in Bad Kreuznach mit einer Simultanübersetzung von
Petra, die auch schon die
cubanische Powerpointversion ins
Deutsche übertragen hatte, vorgeführt werden. Dank an Julia und
Petra für die Übersetzungen im Süden.
16.9. Bad Kreuznach
/
17.9. Oberhausen
Weitere Höhepunkte waren am Bodensee die Besichtigung der
Werke von Peter Lenk, in
Bad Kreuznach der Besuch eines
antifaschistischen Ehrenmals zu Gedenken der in einem Außenlager
des KZ Sachsenhausen in Bad Kreuznach zu Tode gekommenen
Menschen.
In Oberhausen zu Gast bei der Partei Die Linken gab es ein
erstes Treffen mit dem in der BRD lebenden haitianischen Arzt
Dr. Yves Polynice, der zusammen mit seiner Frau die NGO
Haiti-Med gegründet hat, die schon weit vor dem Erdbeben in
Haiti geholfen hat, teilweise auch in Zusammenarbeit mit
cubanischen Ärzten.
17.9. Oberhausen /
19.9. Bochum „Henry Reeve“ in der Freien
Schule
Am 18.8. hatten wir dann eine Arbeitssitzung mit den Gästen,
Vertretern der HCH und Haiti Med, um konkrete Möglichkeiten
einer gemeinsamen Hilfe für Haiti, speziell auch für das
Krankenhaus in Jacmel durchzusprechen. Weitere Gespräche sind
vereinbart. Anschließend nahmen wir am
Nachmittag an der Arbeitssitzung des Netzwerk Cuba und des
Komitee Basta Ya in Düsseldorf teil, Thema Miami 5, und konnten
bei diesem Treffen ein erstes Resümee der Rundreise ziehen. Am
19.9. waren wir zu einem Empfang im Rathaus der Stadt Bochum
eingeladen und hatten ein längeres gutes Gespräch mit der
stellvertretenden Bürgermeisterin, einer Gynäkologin. Am Abend
dann die Veranstaltung im Kulturbahnhof Bochum Langendreer, zu
der auch eine Delegation der Außenstelle der cubanischen
Botschaft in Bonn gekommen war, darunter die neue „jefa“ Vivian
Delgado.
Freie Schule: über Cuba / cubanisch kochen /
Bochum: Rathausempfang
Die HCH macht derzeit einen workshop in der Freien Schule in
Bochum zum Thema Cuba. So lag es nahe, unsere Gäste bereits früh
am Morgen des 20.9. dorthin mitzunehmen, den Film zu zeigen und
die verbleibende Zeit mit einer Frage–Antwort-Runde zu Cuba zu
nutzen. Drogen in Cuba, der Demokratie- und der
Sozialismusbegriff, Urlaub auf Cuba waren einige der angefragten
Themen.
Um kurz nach 12 Uhr ging dann schon der Zug nach
Bremen. Klaus
Die Veranstaltung in Hamburg lief sehr gut. Wir konnten zwar den
Film nicht ganz sehen, er brach ab, aber das machte nicht so viel.
Die Veranstaltung dauerte zweieinhalb Stunden und ich hatte den
Eindruck, die Leute hätten gerne noch weiter diskutiert. Es waren
viele Latinos da und auch Yves Dorestal, der eine Professur in Haiti
hat und bei seiner deutschen Frau zu Besuch war. Er und andere sind
anschließend noch mit in die Kneipe gekommen und sie hatten einen
regen Austausch mit unseren Gästen. Fragen während der Versammlung
zielten auf den Vergleich zu den Amerikanern, was machen die
eigentlich noch in Haiti? Darauf, ob Cuba sich eigentlich in der
jetzigen Situation die Hilfe noch leisten kann. Victor Manuel hat da
sehr gut drauf geantwortet. Beide haben sehr gut in der Diskussion
ausgesehen. Und die Power-Point-Erläuterung hat sehr beeindruckt.
Ansonsten war wenig Zeit für Hamburg. Wir sind am Mittwochnachmittag
noch mit dem Fährschiff am Hafen lang gefahren, was ihnen sehr
gefallen hat. Beim ehemaligen Tropenkrankenhaus haben wir sie auf
die Situation der gegen das Votum der Bürger privatisierten
Krankenhäuser aufmerksam gemacht und sie hätten gern ein Krankenhaus
angesehen. Dazu war aber am nächsten Morgen keine Zeit mehr.
Brigitte
22.9. Beverungen
/ 23.9. Göttingen
Am Nachmittag gab es in Göttingen neben einem
Stadtrundgang noch eine Besuch in der
geriatrischen Abteilung des Weender Krankenhauses (ohne
Hintergedanken, der Chefarzt ist
ein companero!). Der
Austausch war sehr intensiv und meiner Einschätzung nach für
beide
Seiten gewinnbringend. Victor war bestens informiert
über die Situation in Cuba.
Der Ablauf war wie schon erprobt
erst Film dann Präsentation und anschließend Diskussion.
Beide sind gut angekommen, Jean Pierre vielleicht immer ein
bißchen zu kurz. Die "Nachbesprechung" in Göttingen mit den
beiden dauerte dann noch bis 2:00 Uhr morgens.
Ich hoffe,
die Berliner haben darunter nicht gelitten. Christian
24.9. Berlin Peruanische Botschaft 25.9. Frankfurt
Das was die Cr@s in Frankfurt berichten, möchte ich Euch
beispielhaft für alle Veranstaltungsorte
mitteilen. Das
Interesse des Publikums war überall groß, die gestellten Fragen
ähnlich. Und die
Menschen waren berührt von der Arbeit, der
Begeisterung und der Ausstrahlung der jungen ÄrztInnen, die im
cubanischen Team in Haiti arbeiteten:
„Die Frankfurter
Veranstaltung am 25.09. fand im Club Voltaire statt. Wir zählten 50
Gäste, darunter waren mehrere Ärzte und auch der Honorar-Konsul von
Haiti. Der zu Beginn gezeigte Film mit den von Petra W. fertig
gestellten deutschen Untertiteln bewirkte in kürzester Zeit bei den
Anwesenden Betroffenheit und gespannte Stille angesichts des
Ausmaßes an Leid einerseits und der Unerschrockenheit und des Mutes
der helfenden, um Leben kämpfenden Ärzte der Brigade
andererseits. Mikrofone erwiesen sich als überflüssig.
Im
zweiten Teil schilderten Victor Manuel und Jean Pierre mit großer
Eindringlichkeit an Hand des dargestellten statistischen Materials
die hygienischen und medizinischen Probleme nach dem Erdbeben und
erläuterten die Strategie der ärztlichen Interventionen. Des
Weiteren wurden Aspekte
und Umfang der medizinischen Hilfe Cubas
im internationalen Rahmen behandelt, und es wurde deutlich, in welch
ungeheurem Ausmaß das kleine Land dazu beiträgt, Menschen, die von
der Weltöffentlichkeit und von den Mächtigen vergessen wurden und
werden, zu helfen.
Bezüglich der Diskussion bzw. der gestellten Fragen spannte
sich der Bogen von Themen wie "Finanzierung der internationalen
Hilfe Cubas", "Modalitäten der Versorgung mit Medikamenten und
medizinischem Material", "Geschichte und Funktion von ELAM",
"Cubas Alphabetisierungsprogramm in Haiti (Si, yo puedo)" bis zu
den internationalen Aspekten des Einsatzes kubanischer Ärzte,
Techniker, Ingenieure und Lehrer in weltweit über 100 Ländern.
Zum Ende der Veranstaltung lösten sich Anspannung und
Konzentration der sichtlich bewegten
Teilnehmer im spontanen gemeinsamen Kampfruf "Hoch - die -
internationale - Solidarität" ... ... und lang anhaltendem
Beifall.
Wir von der FG-Gruppe Ffm sprachen von einem guten
Abend für Cuba (und auch für uns) u.a.auch deshalb, weil die
üblichen Provokateure wohl aus selbstdiagnostizierter
Chancenlosigkeit gar nicht erst erschienen waren.
Zum
Schluss möchten wir nochmals die Leistung von Petra betonen.
Am Montag erfolgte dann die Verabschiedung von Victor Manuel und
Jean Pierre am Flughafen, wo noch einmal die Rührung über das
gemeinsam Erlebte spürbar wurde.
Solidarische Grüße Bune
und Martin
Frankfurt Club Voltaire Gracias, Victor Manuel y Jean Pierre
y hasta la proxima vez
Abschließend möchte mich herzlich bei all denjenigen bedanken, die zum Gelingen der Rundreise beigetragen haben.
Mein besonderer Dank geht an die lokalen Veranstalter, die
Dolmetscher und die VorstandskollegInnen, die mir bei manchen
Problemen hilfreich zur
Seite standen. Hervorheben möchte
ich auch den Einsatz der Frankfurter Gruppe, die sich zusätzlich
noch um die Flughafentransfers und die Begrüßung und
Verabschiedung der Gäste gekümmert haben. Aber die Rundreise
wäre nichts gewesen ohne unsere beiden Ärzte, die nicht nur
souverän das Thema vermittelt haben sondern alle sonstigen
Fragen
Cuba und Haiti betreffend mit großer Sachkenntnis und
Überzeugungskraft beantworten
konnten- und mit großer
Emotionalität. Sie kamen als Vertreter ihrer Länder, eingebunden
in die internationalistische Arbeit Cubas. Und sie gingen als
Freunde, als hermanos.
Das Netzwerk Cuba will versuchen,
in der Zukunft regelmäßig Gäste aus Cuba einzuladen.
Ich könnte mir Gewerkschaftler, Künstler,
Internationalisten, die in missiones in Venezuela
und an
anderen Plätzen dieser Welt als Lehrer, Ingenieure und Ärzte
gearbeitet haben gut vorstellen. Und noch manches mehr. Wir
haben bei der Organisation dieser Rundreise
gelernt, vieles
läßt sich noch verbessern- bei der Pressearbeit, der Werbung
allgemein und bei der Kooperation mit anderen wichtigen
Akteuren.
In diesem Sinne
La lucha continua
- der Kampf geht weiter
Euer Klaus Piel